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über Einfälle in den Jahren 1432 und 1433 zu berichten wissen, hat sich längst als irrig erwiesen. Aber daß man noch lange auf Angriffe gefaßt war und fortdauernd Vorbereitungen zur Verteidigung traf, ergibt sich aus den dürftigen Nachrichten, die für unsre Stadt zur Verfügung stehen.

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Ob die „böhmischen Briefe", die Kepchin von Brüx Ende November oder Anfang Dezember 1431 nach Dresden brachte und die wichtig genug schienen, um eine Besendung von Handwerken und Gemeinde zu veranlassen,[1] eine Drohung gegen die Stadt bedeuteten oder ob sie mit friedlichen Verhandlungen im Zusammenhang standen, ist nicht klar. Jedenfalls sah es im nördlichen Böhmen um die Jahreswende recht unruhig aus. Zwar hatte Herzog Sigmund im Anfange des Jahres dem Jakaubek von Wrzessowitz Bilin wieder abgenommen; aber um dieselbe Zeit, wie es scheint, hatte dieser durch die Gründung eines Bundes der Städte Saaz, Laun, Leitmeritz und Schlan seine Stellung in Böhmen befestigt und sein Rivale, Sigmund von Wartenberg, die Burg Kostenblatt erobert.[2] [WS 1] Bei Tetschen, dem Sitz des Wartenbergers, lagerten hussitische Truppen; vor einen, Ueberfall von dort aus warnten im Januar 1432 der Bischof von Meißen und Amtleute und Rat zu Pirna unsere Stadt. Landgraf Friedrich, dem der Rat die Warnung mitteilte, bat seine Vettern von Sachsen um ihre Hilfe und wies den Dresdner Vogt Bernger von Dheinstet und den Rat an, sich an sie zu wenden, falls es nötig sein würde, schickte ihnen auch den „neuen Landvogt Busse Vitzthum nebst andern den Seinen“, um ihnen mit Rat und Tat beizustehen.[3] Die Befürchtung erwies sich als unbegründet; aber bald drohte neue Gefahr von der Lausitz her. Wenn der Dresdner Rat Ende Februar und Anfang März Boten nach Senftenberg und „von des Landvogts wegen“ nach Kamenz schickte, so hängt dies wohl mit dieser Gefahr zusammen, sicher die Sendungen „von der Ketzer wegen“ nach Stolpen und dem Hohnstein zu Birke von der Duba (um den 9. März) und nach Bautzen und Görlitz (um den 23. März).[4] In der Tat brachen die Hussiten um die Mitte März in die Zittauer Gegend ein; sie wandten sich zwar nach kurzem Aufenthalt nach Schlesien, aber ein Teil kehrte bald wieder in die Lausitz zurück und vereinte sich bei Guben mit einem andern Heere, das von Böhmen über Schlesien kam; die vereinten Truppen rückten Anfang April in die Mark Brandenburg[5] und hausten hier bis Ende des Monats, um dann den Heimweg wieder durch die Nieder- und Oberlausitz zu nehmen.[6] Die Gefahr eines Einfalls in das benachbarte Meißen lag sehr nahe; die Stadt Dresden schickte damals der Stadt Kamenz zur Hilfe Gesellen, die aber bald wieder heimkehrten, weil Kamenz mit den Feinden einen Frieden machte; auch dem Landvogt der Niederlausitz Hans von Polenz stellte die Stadt 12 Trabanten.[7] Am 1. Mai baten Kurfürst Friedrich


  1. KR. 1431 fol. 250b: Item Kepchin von Brux, der die Behemischen brife brachte und obir nacht blieben muste, bis man hantwerke und gemeyne besandte, und muste weder keyn Friberg loufen umbe das sigil, das bie zcubrochen wart, 3 gr.
  2. Vergl. Hallwich in den Mitteil, des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen IV, 37 f.
  3. Schreiben des Landgrafen dat. Weimar 1432 Jan. 22. Cod. dipl. Lus. sup. II 5, 152 Nr. 185. Vergl. Jecht a. a. O. S. 322.
  4. KR. 1432 (Ratsarchiv A XVb 3) f. 291, 291b, 292.
  5. Jecht a. a. O. S. 324 ff.
  6. Ebenda 339 f.
  7. KR. 1432 fol. 294. Gedruckt Cod. dipl. Sax. II, 5, 152, Nr. 185 Anm. Vergl. Jecht a. a. O. S. 340 f.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fußnoten-Nr. 313b, im Fußnotenverzeichnis 313a