Seite:Heft28VereinGeschichteDresden1920.djvu/74

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

scheint man einen Einfall in Meißen befürchtet zu haben. Zwischen dem 26. Februar und dem 5. März schickte der Dresdner Rat den Hans Behme nach Hohnstein „zcu erfaren umbe die keczer“, mehrere Boten nach Stolpen „umbe handelung der keczer“, einen Boten nach Großenhain zum Landvogte „mit warnunge“ und weiter nach Pirna,[1] einen andern an den Kurfürsten von Sachsen nach Torgau und Wittenberg „umbe hulfe und rettunge“.[2] Ein Brief der Bautzner, den von Dresden aus Hans Kotteler um den 23. März dem Kurfürsten nach Altenburg brachte, bezog sich vielleicht auf einen Einfall des Sigmund von Wartenberg in die Oberlausitz.[3] Daß man auch im Mai einen Einfall der Ketzer befürchtete, ergibt sich aus Sendungen nach Stolpen und Großenhain „umbe der keczer handelunge, gelegenheit“ (zwischen dem 21. Mai und 2. Juni).[4]

So ist es wohl begreiflich, daß die Dresdner fortfuhren, ihre Stadt in wehrhaften Zustand zu setzen. Die Zwinger wurden gerüstet,[5] Arbeiten an den Gräben[6] und der Brustwehr[7] ausgeführt, auf dem Turme und auf der Brustwehr Wachen ausgestellt.[8] Büchsenmeister und Pfeilschmied waren eifrig beschäftigt;[9] Büchsensteine wurden gehauen, Schäfte (für Pfeile) angeschafft,[10] Pulver wurde hergestellt[11] und Salpeter[12] und Lindenholz[13] dafür gekauft. Nach wie vor wurden Mannschaften in die Grenzorte gelegt; so finden wir im Februar und März Dresdner Schützen in Bärenstein,[14] in Dohna,[15] im April vielleicht auch in Gottleuba.[16] Um dieselbe Zeit wurden Dresdner Schützen gegen die von Schauenstein gesandt.[17] Mit der Hussitengefahr hing wohl auch der Besuch zusammen, den hervorragende Heerführer, der Burggraf Heinrich von Plauen, Busse Vitzthum und „er Jan“ der Stadt um Laetare (März 11) machten.[18] Mit letzterem ist wohl der Landvogt von Meißen Hans von Polenz gemeint, dem in diesem Amte um die Mitte April Harras folgte; zu diesem ritten zwischen dem 20. und 29. April von Dresden gesandte Knechte mit 9 Pferden, und am 11. Mai wurde er in Dresden bewirtet.[19]

Mitten in diese bewegte Zeit fiel die Hochzeit Kurfürst Friedrich II. mit Margarete, der Tochter des Herzogs Ernst von Oesterreichs, die am 3. und 4. Juni 1431 zu Leipzig stattfand. Wie wohl alle bedeutenderen Städte des Landes, wurde auch Dresden zu dieser Hochzeit geladen. Wenn der Rat gegen Ende Mai einen Boten nach Zwickau zu Paul dem Maler schickte „umbe die hochczit unsers hern herczogen“, so handelte es sich vielleicht um ein Hochzeitsgeschenk. Kurz darauf sandte er drei Fuder Wein nach Leipzig, die wohl auch für die Vermählungsfeier bestimmt waren,[20] und am 2. Juni brach der Rat selbst dorthin auf; er mußte freilich aus unbekannten Gründen nach seiner Abreise zunächst wieder umkehren, erreichte aber dann doch noch sein Ziel. Die Kosten der Reise und des Aufenthalts in Leipzig betrugen 7 Schock 27 Gr.[21]

Auch das Reich hatte sich nochmals zu einem Versuch entschlossen, die Ketzer mit Waffengewalt niederzuwerfen. Angefeuert


  1. KR. 1431 fol. 238, 238b.
  2. Ebenda fol. 238b.
  3. Ebenda fol. 239b. Vergl. Jecht a. O. S. 296.
  4. KR. 1431 fol. 244b, 245.
  5. Ebenda fol. 235 (Ende Januar): Item eyme der Jenchin gehulfen hat buchsen furn von eyme twinger uf den andern und steyne und em den ganczen tag gehulfen hat 1 gr. Fol. 253 f. (April, Mai): Distributa zcum twinger vor gehorne.
  6. Ebenda fol. 235 (um Jan. 24): „Item Hans dem muerer 1 sch. 48 gr. vor erbeit am graben“. Fol. 238 (um Febr. 24): Item den, die vor der phorte gegraben haben, 1½ schog gr.
  7. Ebenda fol. 238b : 5 gr. 3 hl vor holcz uf die brustwere.
  8. Ebenda fol. 236b (um Febr. 20), 239b (um März 11).
  9. Ebenda fol. 235b, 236b, 238, 244 u. ö.
  10. Ebenda fol. 238b.
  11. Ebenda.
  12. Ebenda.
  13. Ebenda fol. 238b, 239b.
  14. Ebenda fol. 236, 238b, 240.
  15. Ebenda fol. 238, 239.
  16. Ebenda fol. 240: eyme boten keyn der Goteloube, 2 gr. Fol. 240b (Apr. 29): eyme boten keyn der Goteloube mit hern Segemunde von Teczschin briefe, ab her den frede halden welde, 2 gr.
  17. Ebenda fol. 240b (zwischen April 20 und 29): Item Vinczil 12 gr., das her zcwene boten ussandte, alze die schuczen uf die vom Schauwensten gehin wolden. Item eyme von der Sebenicz aber 6 gr., der dahen gesand wart zcu behorchin, wenne die von Schauwensteyn herussuchen welden. Der Schauenstein ist das Hohleipaer „Raubschloß“, vergl. Paudler in den Mittheil. des Nordböhm. Excursions-Club XVI (1893), 138 ff., Pilk ebenda XVlll (1895), 308, Meiche in Ueber Berg und Tal XXVII, Jahrgang 1904, S. 245, und derselbe, Die Burgen und vorgeschichtl. Wohnstätten der Sächs. Schweiz (1907) S. 305.
  18. Ebenda fol. 242.
  19. Ebenda fol. 240b, 242b.
  20. Ebenda fol. 244b.
  21. Ebenda, fol. 245: Item sabbato post trinitatis, alze wir keyn Lipczk zcu der hochczit zcihen solden und wederkarten, czu Miesen vorczert 1 sch. 49 gr. 2 hl. Fol. 245b: Item alze wir vorbottet und gebeten warn von unserm gnedigen herren keyn Lipczk zcu der hochzit, haben wir da und uf dem wege vorczert 7 sch. gr. 27 gr., alze in der czedeln stehit. Dieser Zettel ist (als Bl. 246) der Rechnung beigeheftet; er enthält die Einzelposten für Ausgaben in Meißen, Mügeln, Grimma auf der Hinreise, in Leipzig während des dortigen Aufenthalts, in Grimma, Palst (?) und Meißen auf der Rückreise.