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Schreiben dieser Amtleute und aus wiederholten an den Rat zu Leipzig gerichteten Aufforderungen des Kurfürsten und seiner tapferen Gemahlin Katharina, die ihn während seiner Reisen nach den Reichstagen zu Wien und später zu Nürnberg vertrat, um Sendung von Hilfstruppen; die Schreiben haben sich durch einen glücklichen Zufall im Leipziger Ratsarchiv erhalten.[1] Ende April befürchtete man in nächster Zeit einen Sturm der Feinde, die sich stark rüsteten, auf Brüx und Aussig,[2] nach dem Bericht eines Ungenannten an den Rat der Stadt Eger fanden von Dux aus, in dessen Nähe die Ketzer lagen, täglich Scharmützel statt.[3] Sogar Freiberg schien bedroht; ein Spion wurde gefangen, den die Hussiten gesandt hatten, um zu erkunden, von wo diese Stadt am besten anzugreifen wäre.[4] Am 19. Mai fiel Böhmisch-Leipa in die Hände des feindlichen Heeres, das von hier aus die Oberlausitz bedrohte.[5] In einem Schreiben vom 26. Mai meldete die Kurfürstin dem Leipziger Rat die Einnahme von Böhmisch-Leipa und forderte ihn zugleich auf, mit ganzer Macht und mit Geschütz und Proviant für einen vierzehntägigen Feldzug gerüstet am 11. Juni in Dresden zu sein.[6] Wenige Tage später wurde Groß-Bobritzsch (Ober- und Niederbobritzsch bei Freiberg) zum Sammelplatze des kurfürstlichen Heeres bestimmt.[7]

Um dieselbe Zeit wurden auf dem Reichstage zu Nürnberg Beschlüsse wegen der Beteiligung des Reiches an dem beabsichtigten Zuge gegen die Ketzer gefaßt[8] und fanden zu Freiberg Verhandlungen zwischen Abgeordneten der Kurfürstin Katharina und der Landgräfin Anna wegen eines Bündnisses mit der Oberlausitz statt; die Landgräfin befahl dem Rate der Stadt Dresden, bei Vollziehung dieses Bündnisses, die gegen Ende Juni stattfinden sollte, den Landgrafen zu vertreten.[9]

Wie an Leipzig, so sind ohne Zweifel auch an Dresden landesherrliche Befehle wegen Sendung von Truppen an das Heer ergangen; leider haben sie sich nicht erhalten. Auch die Kämmereirechnungen sind erst seit Mitte Mai vorhanden; am 17. Mai übernahm der bewährte Hans Elsterberg, dem schon 1408 die Stellung eines Bürgermeisters übertragen war, die Verwaltung der städtischen Finanzen,[10] und seiner fleißigen Buchführung ist es zu danken, daß wir wenigstens einiges über die Beteiligung Dresdens an der unheilvollen Schlacht bei Aussig wissen.

Eifrig rüstete man in der Stadt für den bevorstehenden Kampf. Aus Halle bezog man Salpeter zur Herstellung von Pulver.[11] Der Büchsenmeister, dem wiederholt Geldbeträge überwiesen wurden, goß Geschütze; das dafür und für die Munition erforderliche Messing, Kupfer und Blei holte man aus Freiberg.[12] Für die Armbrüste, mit denen die Schützen noch in der Regel bewaffnet waren, wurden Pfeile angefertigt.[13] Mit dem Befehlshaber der sächsischen Truppen, dem Landvogt Busse Vitzthum, fanden Verhandlungen statt; so begaben sich die Ratsherren Nicolaus (Thirman), der bis


  1. Cod. dipl. Sax. II, 8, 94fgg. Vergl. Kroker im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte, XXI, 7fgg.
  2. Cod. dipl. Sax. II, 8, 98 Nr. 148 (1426 April 24).
  3. Gradl in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen XXXI, 47 (ohne Datum).
  4. Cod. dipl. Sax. II, 8, 99 Nr. 151 (1426 Mai 21).
  5. Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg S. 104. Vergl. von Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Husiten II, 81.
  6. Cod. dipl. Sax. II, 8, 99 Nr. 152.
  7. Ebenda 100 Nr. 154 (1426 Juni 3), vergl. 101 Nr. 155 (1426 Juni 7).
  8. Vergl. Deutsche Reichstagsakten VIII, 467. Befehl König Sigmunds an die Hansastädte, nach dem Anschlage gegen die böhmischen Ketzer 37 Spieße am 18. August nach Freiberg zu senden, dat. 1426 Juni 10, Urkundenbuch der Stadt Lübeck VI, 718.
  9. Or. Pap. im Ratsarchiv Dresden Nr. 53 (Freiberg am Mittwoch nach Bonifacü, wohl 1426 Juni 12 oder 19).
  10. KR. 1426 (A XVb 3) fol. 92: Ich Hans Elsterberg habe ynge [no] men dy kammer an dem freytag vor pfingesten.
  11. Ebenda fol. 93, 93b, 95b.
  12. Ebenda fol. 93, 93b, 95.
  13. Ebenda fol. 95b, 97b.