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Um dieselbe Zeit und wohl aus demselben Grunde fand auf Veranlassung des Landvogts (von Meißen?) eine Zusammenkunft mit „Herrn Birken“ statt, zu der der Dresdner Ratsherr Paul Goideler und der Stadtschreiber geschickt wurden;[1] gemeint ist wohl Hinke Berka von der Duba auf Hohnstein, doch könnten auch Heinrich Berka zu Wildenstein, Johann Berka zu Falkenstein und Tollenstein oder Hinke Hlawatsch Berka zu Leipa in Frage kommen; sie alle gehörten zu den böhmischen Edelleuten, die dem König Sigmund treu geblieben waren und den Hussiten feindlich gegenüberstanden.[2] Die Dresdner Besatzung blieb in Gottleuba bis gegen Ende des Jahres, wie Rechnungsposten über Sold und Zehrung aus dem November und Dezember beweisen.[3]

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Für die beiden nächsten Jahre lassen uns unsre Dresdner Quellen vollständig im Stiche. Die Kämmereirechnungen der Jahre 1424 und 1425 scheinen verloren zu sein, und auch urkundliche und chronikalische Quellen, aus denen die Teilnahme der Dresdner an den Hussitenkämpfen zu erkennen wäre, fehlen. Durch den Tod Ziskas (1424 Okt. 11) und innere Zwistigkeiten war die Kampflust der Ketzer geschwächt; das Reich aber benutzte die günstige Gelegenheit nicht zu dem lange geplanten Angriff, sondern auch hier ließen es die leider niemals einer geschlossenen Einigkeit weichenden Mißhelligkeiten zwischen seinen Gliedern zu keinem größeren Unternehmen kommen. Fortdauernde Verhandlungen mit den Landen und Städten der Oberlausitz bezeugen, daß man sich zur Verteidigung gegen feindliche Einfälle rüstete,[4] die in der Tat wiederholt die Grenze bedrohten. So fürchtete im Februar 1424 Zittau einen Ueberfall;[5] gegen Ende desselben Jahres erfolgte ein Angriff auf Aussig,[6] im August und Oktober 1425 drohten erneute Einfälle in der Zittauer Gegend,[7] und um dieselbe Zeit scheint die meißnische Stadt Dux in die Hände der Hussiten gefallen zu sein;[8] vielleicht hängt damit eine Niederlage des Kurfürsten Friedrich bei Brüx zusammen, von der die Chroniken berichten,[WS 1] die aber eher in das Jahr 1426 gehören dürfte.[9] Es ist wohl anzunehmen, daß auch bei diesen Gelegenheiten Dresdner Truppen zur Verfügung gestellt wurden; nachgewiesen ist es aber nicht, und so verzichten wir darauf, näher auf diese Vorgänge einzugehen.

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Ernster wurde die Lage in dem verhängnisvollen Jahre 1426. Die Einnahme von Dux war der erste Schritt zu einem Vorgehen der Hussiten gegen die Besitzungen der Wettiner im nordöstlichen Böhmen, die von besonderer Wichtigkeit waren, weil sie die Elbe sperrten. Schon Ende 1425 bat Kurfürst Friedrich den Rat zu Nürnberg um Hilfe gegen die Ketzer, die Brüx bedrohten.[10] Von Woche zu Woche erwarteten die sächsischen Amtleute in Brüx und Aussig einen Angriff der Hussiten; wir ersehen dies aus den


  1. KR. 1423 fol. 35.
  2. Vergl. Knothe, Zur Genealogie der Berka v. d. Duba aus dem Hause Mühlstein, in den Mitth. des Nordböhm. Excursions-Clubs VIII, 85.
  3. KR. 1423 fol. 36–39. Vergl. besonders fol. 37b: In die conceptionis Marie (Dez. 8) item 6 gr. den gesellen, die czu nacht keyn den keczczern solden geczogen haben, die se vortruncken in deme marstalle.
  4. Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg S. 74fgg.
  5. Ebenda S. 75f.
  6. Ebenda S. 83.
  7. Ebenda S. 87.
  8. Vergl. das Schreiben des Rats zu Nürnberg an Kurfürst Friedrich von [1425] Sept. 24 bei Palacky, Urkundl. Beiträge 1, 408. Körner, Chronica novella herausg. von Jacob Schwalm (Göttingen 1895) 468f. Horn S. 513f. Weiße II, 283. Gretschel I, 301. Böttiger-Flathe I, 369. Stermhoefel I, 150.
  9. Eberh. Windecke ed. Altmann S. 215.
  10. Antwort des Rats von 1426 Jan. 4. Palacky, Urkundl. Beiträge I, 424.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fußnote 111 angegeben, für die auf S. 79 kein Eintrag vorliegt