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nicht, doch ist es bei der wichtigen Rolle, die der Landvogt der Niederlausitz Hans von Polenz in diesen Kämpfen spielte, sehr wahrscheinlich, zumal wenige Wochen später König Sigmund, der sich damals in Mähren aufhielt, mit Landen und Städten der Oberlausitz wegen einer Einung mit den „frommen“ böhmischen Herren und den Meißnern gegen die Ketzer verhandelte; um den 7. März fand deswegen ein Tag in Dresden statt.[1]

Auch ein ohne Jahresangabe überlieferter Brief des Landgrafen Friedrich an den Rat zu Dresden gehört wohl in diesen Zusammenhang; er ist die Antwort auf ein Schreiben des Rats wegen Hermanns von Polenz, dem eine Abschrift eines Schreibens von Hans von Polenz beigefügt war. Der Landgraf bittet, den beiliegenden Brief sofort an König Sigmund zu schicken, dessen Antwort zu öffnen, damit der Rat sich danach richten könne, und ihm dann zu übersenden.[2] Auch die Tagungen, die Ende Mai zu Ruhland und Bischofswerda abgehalten wurden, besandte der Dresdner Rat.[3] Von der letztern wissen wir, daß er u. a. „wegen der Geschefte mit den Hussen“ einberufen war;[4] ebenso wurde auf einem gleichfalls von Dresden beschickten Tage, der zu Bischofswerda Mitte August stattfand, um „der Behmischen herren willen von der Keczereie wegen“ verhandelt.[5]

Aber der Anteil der Dresdner an den kriegerischen Vorgängen des Jahres 1422, über die bis zum Herbst nur wenig überliefert ist, beschränkte sich keineswegs auf diese Verhandlungen. Trotz der Parteikämpfe in Böhmen, durch welche die Schlagfertigkeit der Hussiten stark beeinträchtigt wurde, waren die Grenzlande nie vor ihnen sicher: es galt daher vor allem die festen Grenzplätze wie die Riesenburg, Aussig und den Schreckenstein in wehrhaftem Zustande zu erhalten. Mit der Riesenburg blieb Dresden in steter Verbindung. Schon im Februar werden dem Klugel 2 Groschen „zur Zehrung gen Riesenburg“ gegeben.[6] Ende Juli erhalten 10 Schützen, die 10 Wochen zu Riesenburg gelegen haben, je für die Woche 8 Groschen.[7] Möglicherweise bezieht sich auf Riesenburg auch ein Befehl Markgraf Friedrichs IV. an den Rat, mit der „Folge“, wegen der er ihm früher geschrieben, 8 Zimmerleute mit ihrem Gerät mitzubringen; das Jahr dieses Befehls ist freilich sehr unsicher.[8] Auch zur meißnischen Besatzung der Stadt Aussig hatte Dresden 10 Schützen geschickt, die 25 Wochen, von Ende Februar bis Ende August, hier lagen. Wir wissen von ihnen wie von den Riesenburger Besatzungstruppen nur durch die berechneten Soldzahlungen; auch sie erhielten wöchentlich je 8 Groschen. Wenn 4 dieser Schützen nur für 21, andere für 16 Wochen besoldet wurden, so handelte es[WS 1] sich wohl um Ablösungen. Die beiden Fuhrleute, die sie dorthin beförderten, erhielten 10 bez. 30 Groschen.[9]

Das wichtigste Unternehmen des Jahres 1422 und zugleich das einzige, über das wir einigermaßen unterrichtet sind, war die Entsetzung des festen Schlosses Karlstein sw. von Prag, das die


  1. R. Jecht, Der Oberlausitzer Hussitenkrieg S. 53 f. Wenn die Görlitzer um den 21. Febr. einen Boten zu den Markgrafen von Meißen schickten, „durch eines zoges wille keyn Dresdan“ (Cod. dipl. Lus. sup. II, 1, 77, Z. 3), so bezieht sich das wohl auf diese Dresdner Tagung. Vergl. auch ebd. 78 Z. 22ff. (um März 7): „Einen boten kein Budessin, das sie mit der reisen keyn Dresdan vorzihen solden durch des herczogen wille, 4 gr. Also quam der herzog her off die reise keyn Dresdan, wart geert etc. 22 gr.“ Gemeint ist wohl Herzog Heinrich der Ältere von Glogau.
  2. Or. Pap (Montag nach Invocavit – [1422?] März 2) im Ratsarchiv Dresden.
  3. KR. 1422 fol. 18b.
  4. Cod. dipl. Lus. sup. II, 1, 84 Z. 31. Vergl. Jecht, Oberlaus. Hussitenkrieg S. 53.
  5. KR. 1422 fol. 18b. Vergl. Cod. dipl. Lus. sup. II, 1, 90 Z. 5 (dazu 89 Z. 10 und 29).
  6. KR. 1422 fol. 17b.
  7. Ebenda fol. 19b.
  8. Or. Pap (an 5. Johannistage baptiste = Juni 24) im Ratsarchiv Dresden.
  9. KR. 1422 fol. 19b.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: es es