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und dem Könige beizulegen, und dies war wohl hauptsächlich der Grund, daß Friedrich schon nach wenigen Tagen den Reichstag verließ.[1] Freilich mochte er auch den Verhandlungen nicht fern bleiben wollen, die eben in jenen Tagen seine und seines Bruders Räte mit den Räten Friedrichs des Jüngern wegen Beilegung der zwischen den Vettern bestehenden Irrungen zu Dresden führten. Diese Verhandlungen, während deren Friedrich IV. in Meißen,[2] Friedrich d. J. in Altendresden[3] weilte, führten am 11. Februar zu einem Vergleich,[4] den die Stadt Dresden durch eine Votivmesse im Barfüßerkloster feierte.[5] Noch vor Abschluß dieser Verhandlungen begab sich Markgraf Wilhelm II. nach Breslau, wozu ihm die Stadt Dresden zwei Fuhrleute stellte, die seinen Kammerwagen führen halfen.[6] Auch ihm gelang es offenbar nicht, die ersehnte Gesamtbelehnung[7] ohne Opfer an Land und Leuten beim König zu erlangen; etwa in der letzten Februarwoche traf er in Breslau ein, und schon zwischen dem 3. und 10. März kam er auf der Rückreise durch Dresden.[8]

Der Reichstag zu Breslau war das Vorspiel der Hussitenkriege. Am 1. März hatte Pabst Martin V. eine Kreuzzugsbulle gegen die ketzerischen Böhmen erlassen,[9] und König Sigmund rüstete mächtig zu einem Feldzug. Daß auch in Dresden Vorbereitungen getroffen wurden, könnte man aus Sendungen von Schützen nach Riesenburg und Tharandt und aus dem Ankauf von Blei zu Munition für Büchsen und von Armbrüsten in den Monaten März und April schließen;[10] doch waren solche Sendungen und Ankäufe auch vorher nichts Ungewöhnliches. Anfang April sandte der Rat einen Boten nach Senftenberg „von der sammenunge wegen“, wohl zu dem Vogte der Niederlausitz Hans von Polenz, der die Lausitzer Truppen in dem bevorstehenden Feldzuge führen sollte.[11] Das Heer sammelte sich damals in Schweidnitz, wo König Sigmund vom 13. bis 27. April urkundet.[12] Dieser „Sammlung“ galt wohl eine Zusammenkunft in Bautzen um den 20. April, zu der auch von Dresden ein Bote gesandt wurde.[13]

Gegen Ende April mag König Sigmund mit den bei Schweidnitz gesammelten Truppen aufgebrochen sein. Er zog über Glatz, Nachod, Königgrätz, Kolm und Kuttenberg gegen Prag und war Ende Mai oder Anfang Juni in Königsaal etwa 10 km von Prag. Vermutlich waren es außer seinen eigenen nur die Truppen der Lausitzen und der schlesischen Fürsten, die ihn begleiteten; die meißnischen Truppen, deren Zahl auf 7–8000 angegeben wird, unter Führung der Markgrafen Friedrich IV. und Wilhelm II. stießen wohl erst vor Prag zu seinem Heere.[14] Dresdens Herr, Landgraf Friedrich, der am 7. und 8. Juli in Dresden urkundet,[15] hat allem Anschein nach nicht persönlich am Feldzuge teilgenommen, aber Truppen geschickt. Dabei waren auch Dresdner. Wir wissen von ihnen freilich nur aus einer Abrechnung des Bürgermeisters Paul Goideler vom 5. Okt. 1420 über die Ausgaben „ye dy herfart vor Praga“,[16] bei der die Ausrüstung eines herrschaftlichen Speisewagens


  1. Vergl. das Schreiben der Straßburger Gesandten vom 31. Januar 1420 Deutsche Reichstagsakten VII, 410 und ein undatiertes Schreiben, in dem sogar von einer drohenden Fehde zwischen dem Markgrafen und dem König die Rede ist. Cod. dipl. Lusat. sup. II, 1, 28 (vergl. ebenda 22 Z. 34).
  2. Jahresrechnung des Amts Leisnig 1419–1420 (Gemeinsch. Archiv Weimar Reg. Bb Nr. 1518) fol. 27: Item feria sexta post Dorothee (1419 Febr. 9) mynem hern gesant 1 fuder byr geyn Missin.
  3. Um Febr. 4 schickte der Rat zu Dresden den Hans von der Czirne zu Markgraf Wilhelm II. nach Altenburg „umme myns herren ern Frederichs willen, alz her czu Aldendresden lag“. KR. 1419/20 (A XVb 2) fol. 386.
  4. Horn, Friedrich der Streitbare S. 836.
  5. KR. 1419 (A XVb 2) fol. 318b: Item 1 stobechin den monche in daz closter, alze se eyne votiva messe hatten gesungen umbe eynunge der herren.
  6. Ebenda fol. 386 (zwischen Febr. 4 und 10). Markgraf Wilhelm kam durch Görlitz zwischen Febr. 17 und 23. Cod. dipl. Lusat. sup. II, 1, 20 Z. 5.
  7. Vergl. Horn a. a. O. S. 837 Z. 4 ff.
  8. KR. 1419/20 (A XVb 2) fol. 387: Item 8 gr. myns herren Wilhelms torknechten, alz her von Breslau quam.
  9. Franz Palacky, Urkundl. Beiträge zur Geschichte des Hussitenkrieges I (Prag 1873), 17 ff.
  10. KR. 1419/20 (A XVb 2) fol. 386b–388.
  11. Ebenda fol. 387b.
  12. W. Altmann, Die Urkunden Kaiser Sigmunds I (Innsbruck 1896), 289 ff.
  13. KR. 1419/20 fol. 388. Vergl. Cod. dipl. Lus. sup. II, 1, 23. Z. 32.
  14. Sie befanden sich dort am 5. Juli, vergl. Liber cancellariae Stanislai Ciolek ed. Caro (Archiv f. österreich. Gesch. LI) S. 157 und Anm. 1.
  15. HStA. Dresden Cop. 33 fol. 251b (Cod. dipl. Sax. II, 2, 446) u. 266b.
  16. KR. 1419/20 fol. 390.