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Dresden und die Hussitenkriege.
Von Hubert Ermisch.


Obwohl die Wettiner und ihre Lande an den Hussitenkämpfen so stark beteiligt waren, wie wenige andere deutsche Fürsten und Territorien, so hat doch ihr Anteil daran noch keine so eingehende Darstellung erfahren wie der anderer Nachbarländer Böhmens, insbesondere Schlesiens und neuerdings der Oberlausitz;[1] nur nebenher wird er in den größeren Darstellungen der sächsischen Geschichte erwähnt.[2] In der Tat fließen die Quellen sehr dürftig; auch der in der Bearbeitung begriffene 4. Band der Abteilung IB des Codex diplomaticus Saxoniae regiae wird die Lücke nicht ausfüllen können. Was von den meißnischen Landen im allgemeinen gilt, trifft auch auf die Ortsgeschichte Dresdens zu. Wenn wir versuchen, zunächst auf die Schicksale Dresdens während der Jahre 1418 bis 1438 etwas näher einzugehen, so hat uns in erster Linie die Untersuchung der Dresdner Kämmereirechnungen den Anlaß dazu gegeben. Leider sind diese Quellen, auf deren Wichtigkeit man erst in neuerer Zeit Gewicht gelegt hat,[3] nur lückenhaft erhalten; sie gehören in fast allen Städten Sachsens zu den Archivalien, die Jahrhunderte lang und namentlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Mangel an geschichtlichem Sinn zum Opfer gefallen sind. Für Dresden liegen sie, soweit der behandelte Zeitabschnitt in Frage kommt, nur für die Jahre 1417–1420, 1423–1424, 1426–1429, 1431–1436 und 1438, und auch für diese nur in unvollständigen Resten vor.[4] Eine eingehende Behandlung der Dresdner Rechnungen würde namentlich für die innere Geschichte der Stadt noch mancherlei ergeben; davon zeugen schon die dankenswerten Einzelheiten, die Otto Richter in seiner Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Dresdens aus ihnen mitgeteilt hat. Wir beschränken uns hier auf eine Benutzung der Angaben, die den Anteil der Stadt an den Hussitenkriegen betreffen; sie sind dürftig genug und oft nur durch Vermutungen verständlich zu machen.

Von jeher standen unser Land und unsere Stadt in engen Beziehungen zu dem Nachbarlande. Ganz Böhmen, namentlich auch die an Meißen angrenzenden Teile Nordböhmens, erfreute sich eines fruchtbaren Bodens, auf dem alle Arten Getreide, Hanf, Wein


  1. Colmar Grünhagen, Die Hussitenkämpfe der Schlesier 1420–1435. Breslau 1872. – Derselbe, Geschichtsquellen der Hussitenkriege (Scriptores rerum Silesiacarum VI.). Breslau 1871. – R. Jecht, Der Oberlausitzer Hussitenkrieg und das Land der Sechsstädte unter Kaiser Sigmund. 2 Bde. Görlitz 1911, 1914. (Auch im Neuen Lausitzischen Magazin Bd. 87, 90.) – Derselbe, Codex diplomaticus Lusatiae superioris II, enthaltend Urkunden des Oberlausitzer Hussitenkriegs und der gleichzeitigen die Sechslande angehenden Fehden. 2 Bde. Görlitz 1896–1903. – Von allgemeineren Darstellungen sind immer noch in erster Linie zu nennen Franz Palacky, Geschichte Böhmens III, 2 u. 3, Prag 1851, 1854 und Friedr. v. Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Husiten I–III, München 1872–1877.
  2. Außer diesen (C. Gretschel, Geschichte des Sächsischen Volkes und Staates Bd. I, Leipzig 1843, C. W. Böttiger, Geschichte des Kurstaats und Königreich Sachsen, 2. Auflage bearbeitet von Th. Flathe, Bd. I, Gotha 1867, Konrad Sturmhoefel, Illustrierte Geschichte der Meißnischen und Thüringischen Lande, Bd. I Abt. 2, Leipzig); vgl. Ernst Kroker, Sachsen und die Hussitenkriege, im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte XXI (1900) 1 ff.
  3. Vgl. Johannes Hohlfeld, Stadtrechnungen als historische Quellen. Ein Beitrag zur Quellenkunde des ausgehenden Mittelalters, dargelegt an dem Beispiele der Pegauer Stadtrechnungen des 14.–15. Jahrhunderts (Bibliothek der sächsischen Geschichte und Landeskunde IV, 1), Leipzig 1912.
  4. Ratsarchiv Dresden A XVb 2–3.