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sonstige englische Waren gehabt hätten. Bei einigen der namhaft gemachten handelt es sich um ganz geringe Mengen. So hatte Saxens Witwe nur ¾ Pfund Kaffee und ebensoviel Zucker. Körting hatte ¼ Pfund Zucker, zwei Lot schwarzen Pfeffer, ¼ Pfund Kaffee. Da bedurfte es freilich nicht ausführlicher schriftlicher Nachweise.

Ein drittes Verzeichnis führt endlich 37 Namen von Kaufleuten an, deren Kolonialwaren mit und ohne Spezifikation versiegelt worden waren. 15 dieser Namen stehen bereits auf der zweiten Liste. Bei sechs Namen steht „vacat“, d. h. wohl, daß sie keine Kolonialwaren führten und nur irrtümlich in den Verdacht gekommen waren oder ihr Vorrat zeitweilig ausgegangen war. Bei drei Namen steht „ohne Spezifikation“. Es waren drei Italiener: Johann Baptista Longo, Franz Sala und Chiappone, die wohl keine erheblichen Mengen an Kolonialwaren besessen haben werden. Bei den sonst in dieser Liste angegebenen Kaufleuten sind entweder gar keine Mengen angegeben und wird auf ihre Spezifikation verwiesen, oder es sind erhebliche Mengen nachgewiesen, z. B. Johann Friedrich Otto in der Seegasse: 28 Pfund Kaffee, 47 Pfund Zucker; Christian Gottlieb Schreiter am Wilsdruffer Tor: 23/8 Zentner Kaffee, 1½ Zentner Zucker; Carl Gottlieb Roeder in der Schloßgasse: 23 Pfund Kaffee, 54 Pfund Zucker.

Ein viertes Verzeichnis gibt Namen ohne irgend einen Zusatz, darunter einige von Kaufleuten, die sich in der Neustadt aufhielten, und einige, deren Namen bereits in der früheren Liste standen. Wie man diese vier Listen untereinander in Übereinstimmung bringen soll, kann nicht mehr klar gelegt werden, ist vielleicht auch gleichgültig. Die Hauptsache ist der Eindruck, daß man sich in Dresden außerordentliche Mühe gab, dem kaiserlichen Reskripte nachzuleben. Es wurde keine Anstrengung gescheut, um in gewissenhaftester Weise die Vorräte zu ermitteln.

Mit allen diesen Listen schien noch nicht genug geschehen, daher wurden am 9. November 1810 noch einmal 20 Kaufleute und Händler, jedoch nicht lauter Kolonialwarenhändler, aufs Rathaus gefordert und zu gewissenhaftester Angabe der Deklarationen ermahnt. Diejenigen, die ihre Verzeichnisse schon eingesandt hatten, wurden ersucht, ihre eigenen Angaben die man ihnen durch Vorlesen ins Gedächtnis zurückrief, nötigenfalls zu verbessern. Das geschah in so ängstlicher Weise, daß einer in der Tat in seinem Verzeichnis ein Pfund Tee nachtrug. Diejenigen, deren Deklarationen noch ausstanden, versprachen sie in kürzester Zeit zu liefern.

Über diesen Anordnungen war der königlichen Staatsregierung die Überzeugung gekommen, daß durch die Napoleonische Härte die sächsische Industrie arg beeinträchtigt werden müßte. Wenn sie, die im Begriffe war sich zu entwickeln, die Rohstoffe oder Halbfabrikate gar nicht mehr oder nur zu Preisen, die durch den Zoll stark in die Höhe getrieben worden waren, bekommen konnten, dann war eine Stockung der so vielversprechenden Anfänge nicht zu vermeiden.