Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/98

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Blasewitzer und jetzigen Gerokstraße und trug von 1787 an zunächst die O.-Nr. 75, später 75 a, b, c und die Hausnummern 9, 7, 8. Im Jahre 1704 kaufte es der kurfürstliche Historiograph Konrad Knauth, dessen Nachkommen es bis 1743 besaßen. Von ihnen erwarb es der kurfürstliche Geh. Kriegsrat Christoph von Unruh, der es 1755 dem niederländischen Legationssekretär Jakob Hoffmann überließ. Acht Jahre später ging das Vorwerk in das Eigentum der verwitweten Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis über. Sie verkaufte es 1764 an den Oberstallmeister und Kammerherrn Heinrich Gottlieb v. Lindenau. Von 1779 bis 1813 war der kurfürstliche Vizekanzler George Wilhelm v. Hopffgarten Besitzer des Vorwerks, das nach ihm im Volksmunde längere Zeit „Hopffgartens“, ein Teil von 1822 bis in die 1870er Jahre „Elisens Ruhe“ hieß. Wegen des 1859 dort vom Kunst- und Handelsgärtner Lüdicke angelegten und zwanzig Jahre bestehenden vielbesuchten Wintergartens wird das Grundstück älteren Dresdnern noch in guter Erinnerung sein. – Bereits 1839 begann man mit der Zerstückelung des ehemaligen Vorwerks. Die auf seinem Raume seit 1859 nach und nach errichteten Wohngebäude gehören jetzt teils der Blumenstraße, teils der Gerokstraße, teils dem zwischen jenen beiden Straßen gelegenen Teil der Elisenstraße an. (Nach Mitteilung von C. Hollstein.)


Nr. 90. Gersdorff, Carl August v., 1705–1787, war in Dresden geboren und ist auch hier gestorben. Seit 1730 widmete er sich dem Militärdienste, war zuerst beim Ingenieurkorps als Kapitän tätig, beteiligte sich dann an zwei Feldzügen, ebenso am ersten schlesischen Kriege als Oberstleutnant und Adjutant des Grafen Rutowski und am zweiten als Oberst und Befehlshaber eines Infanterieregiments. 1748 zum Generalmajor ernannt, mußte G. beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges sich mit seiner Infanteriebrigade und den übrigen Truppen des sächsischen Heeres auf der Ebenheit ergeben. 1763 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant, wenige Monate später wurde ihm das Doppelamt des Vorstandes vom Ingenieurkorps und vom Militäroberbauamt übertragen. Nachdem der treffliche Mann 1776 zum General der Infanterie ernannt worden war, wirkte er von diesem Jahre an bis zu seinem Tode als Kabinetts- und Kriegsminister, aber auch als Staatssekretär der Militärkommando-Angelegenheiten. (Vergl. L. v. Göphardt: Karl August v. Gersdorff, Kursächs. General der Inf. und Kabinettsminister. Dresdner Geschichtsblätter 1898, Nr. 2, Seite 91–106.)

In Dresden hat G. infolge seiner vieljährigen Teilnahme an kriegerischen Ereignissen wohl nur in den zwei letzten Jahrzehnten seines Lebens dauernd eine Wohnung gehabt. Sie befand sich im Hause des Geh. Rates und späteren Ministers v. Fritsch, Moritzstraße 760. Bei der Beschießung 1760 entging das Gebäude zwar dem Untergange, wurde aber 1885 beim Durchruch der König-Johann-Straße abgebrochen und war zuletzt Moritzstraße 10 (O.-Nr. 219).


[Beginn Nr. 91 auf S. 79 verschoben]