Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/96

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Damals erwarb das Grundstück ein gewisser Gräfe, der den nach der Mittelgasse zu gelegenen Gartenteil abtrennte. Das von D. jetzt auch nur ganz vorübergehend bewohnte Steinhäuser'sche Haus, das in seinen Stuckdecken bis zu seinem Abbruche um die Mitte der 1870er Jahre verriet, daß es einst vornehme Personen beherbergt hatte, war seit 1859 das Gebäude Palmstraße 61 (O.-Nr. 425). Von Ostern 1861 an diente das erste Obergeschoß des Vorderhauses der damals errichteten und deshalb zunächst nur wenige Klassen zählenden 6. Bezirksschule. Sie wurde später verlegt und das Gebäude beseitigt, wodurch der Durchbruch der Wettiner Straße nach dem Postplatze zu zum Abschluß gelangte.

Bereits am 19. November verließ D. unsere Stadt, um sich an der Spitze seiner etwa 20 000 Mann starken Armee gegen den preußischen General Finck zu wenden, der bei Maxen stand und D. die Verbindung mit Böhmen abschneiden sollte. Bekanntlich gelang es letzterem, am 20. November seinen Gegner trotz tapferster Verteidigung so zu umklammern, daß er sich mit seinem fast 15 000 Mann zählenden Heeresteil ergeben mußte. Zur Erinnerung an dieses Ereignis heißt die Höhe bei Maxen im Volksmunde noch heute „der Finckenfang“. Vier Tage nach diesem Siege kehrte D. wieder nach Dresden zurück und nahm hier Wohnung „im Minsczeckischen Hause auf der Moritzstraße“. Diese dem „Historischen Kern der Dreßdnischer Merckwürdigkeiten des 1759sten Jahres“ Seite 90 entnommene Angabe enthält betreffs der Straße einen Irrtum. Wie mir Herr Hollstein mitteilte, hat es in den letzten drei Jahrhunderten in der Altstadt keinen Hausbesitzer Minsczecki gegeben. Ein Träger dieses Namens war der Schwiegersohn des Ministers Brühl; letzterer besaß an der Schießgasse und zwar der Ausmündung der Moritzstraße gegenüber das bereits mehrfach erwähnte Palais, zuletzt bis zu seinem Abbruche 1885 Große Schießgasse 10. In diesem prächtigen Gebäude hat wohl vor dem siebenjährigen Kriege der genannte Schwiegersohn Brühls wahrscheinlich einmal sein Heim gehabt, und nach diesem vornehmen Bewohner mag das Palais, wie es damals üblich war, eine Zeitlang genannt worden sein.

D. blieb nach seiner Rückkehr von Maxen bis zum 28. Januar 1760 in Dresden, begab sich aber dann nach Pirna. Da mehrere österreichische Infanterieregimenter während des ganzen Winters bis zum Frühling in unserer Stadt untergebracht waren, hatte D. sein Hauptquartier wieder nach Dresden verlegt und in dem Unruh'schen Garten Wohnung genommen. Über dieses umfangreiche Vorwerksgrundstück finden sich am Schlusse des Aufsatzes die nötigen Angaben.

Mitte Juni verließ D. mit dem kaiserlichen Heere unsere Stadt und zog nach Schlesien, kehrte aber nach der sächsischen Residenz zurück, als er erfahren, daß Friedrich der Große, wenn irgend möglich, sie in seine Gewalt bringen wollte. Zu diesem Zwecke ließ letzterer das von der Reichsarmee besetzte Dresden vom 14. bis 21. Juli heftig beschießen, konnte es aber nicht gewinnen. D., der mit seinem Heere am 20. Juli vor der Neustadt angekommen war, ging am folgenden Tage auf zwei Schiffbrücken über die Elbe nach der Altstädter Seite, und ließ in der Nacht zum 22. durch die Garnison und einen Teil seiner Truppen die