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er nun dafür tätig, durch Vorträge und Schriften daheim und auf zahlreichen Reisen die Ausbreitung des Reiches Gottes zu fördern. Reicher Segen ruhte auf seiner Arbeit, die ein Werk geschaffen, das sich im Laufe der Zeit immer herrlicher entwickelt hat. – Neun Jahre vor seinem Heimgange ist Graf Z. zu kurzem Besuche nochmals in Dresden gewesen, doch ließ sich nicht ermitteln, wo er damals hier gewohnt hat. – Zum Schlusse möge nicht unerwähnt bleiben, daß seit 1907 das Andenken an diesen treuen Gottesmann in besonderer Weise auch in seiner Geburtsstadt dauernd wacherhalten wird. An dem der Eliasstraße zugekehrten Giebel der neuen Kirche des Ehrlich'schen Gestifts ist das aus Sandstein gemeißelte Standbild Z's. aufgestellt. – (Vergl. F. Blanckmeister: Zinzendorff in Dresden, Dresdner Geschichtsblätter 1892, Nr. 2, Seite 30–32.)


Nr. 86. Graun[WS 1], Karl Heinrich, 1701–1759, einer der bedeutendsten Tondichter des 18. Jahrhunderts, zugleich auch ein vorzüglicher dramatischer Tenorist. Als solcher war er erst in Braunschweig tätig, trat dann als Kammersänger in die vom Kronprinzen von Preußen, dem nachmaligen König Friedrich II. unterhaltene Privatkapelle ein und leitete zuletzt die Hofkapelle in Berlin. Zahlreich sind die von ihm vertonten, freilich schon lange nicht mehr aufgeführten Opern; noch weit zahlreicher jedoch seine geistlichen Tonschöpfungen. Unter diesen steht das Oratorium „Der Tod Jesu“ obenan. In Dresden ist es noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an vielen Karfreitagen in der Kreuzkirche beim Vormittagsgottesdienst aufgeführt worden. Kaiser Wilhelm I. nannte es sein Lieblingsoratorium, und deshalb wurde auch an seinem Sarge ein Chor aus diesem Tonwerke gesungen.

In Dresden hat G. von Ostern 1714 bis dahin 1723 gelebt und in dieser ganzen Zeit in einem Nebengebäude der 1557 zwischen der Schul- und der Pfarrgasse erbauten Kreuzschule gewohnt. Als sie 1891 abgebrochen worden war, führte man an ihrer Stelle in den Jahren 1905 und 1906 die neue Superintendentur auf. Die alte Kreuzschule, ein zuerst nur aus Erd- und Obergeschoß bestehender Bau mit hohem Dache zeigte an der der Kreuzkirche zugekehrten Vorderseite einen malerischen Giebel. Leider wurde dieser beseitigt, als man 1812 dem Schulgebäude ein zweites Obergeschoß aufsetzte und bei dieser Gelegenheit im Innern des Hauses mancherlei dringend nötige Verbesserungen ausführte. (Vergl. G. Beutel: Die alte Kreuzschule. Dresdner Geschichtsblätter 1899, Nr. 2, Seite 166–168.) – G. besaß schon als jüngerer Knabe eine vorzügliche Sopranstimme und wurde alsbald nach seiner Aufnahme in die Kreuzschule Ratsdiskantist, d. h. einer der zwei bevorzugten Chorschüler, die besondere Vergünstigungen genossen, z. B. Privatunterricht in Gesang erhielten und nicht im Alumneum, sondern beim Kantor wohnten, dessen Haus an der Schulgasse stand, an die Kreuzschule stieß und zuletzt die Hausnummer 6 trug. G. muß aber in einer der Kammern geschlafen haben, die im Dachboden des Schulgebäudes den Alumnen zugewiesen waren. Der Thomaskantor Hiller, der seit 1746 ebenfalls als Alumnus die Kreuzschule besuchte, berichtet nämlich, daß er in der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Grann