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„großen Lärmen mit Springen und Thürschmeißen verursachten“, den ganzen Tag über außer den Stunden, „als sie Comoedie gespielet, Toback" geraucht und wenn sie sämtlich ins Theater gegangen, „Feuer in den Oefen und auf dem Heerde gelassen“ und ihn dadurch nicht wenig in Angst und Schrecken gesetzt hätten. In einer Gegeneingabe vom 25. Februar 1749 machte das Ehepaar N. geltend, sie ständen als „teutzsche Hof-Comoedianten nur unter Jurisdiction des Hofmarschallamtes“. Leider ist nicht bekannt, zu wessen Gunsten der Streit entschieden worden ist.

Infolge der vielen ernsten Widerwärtigkeiten, mit denen die alternde Künstlerin seit dem Anfang der 1750er Jahre unausgesetzt zu kämpfen hatte, löste sie ihre Truppe auf, geriet aber bald in Not. Leider gelang es ihr weder durch Gastspiele, noch durch Vorstellungen, die sie mit einer neugebildeten kleinen Gesellschaft während des Karnevals 1755 in Dresden gab, ihre traurige Lage zu bessern. Da erbarmte sich ihrer und ihres Gatten ein Menschenfreund in unserer Stadt, der Kgl. Leibarzt Dr. Löber. „Dieser hatte“, wie Ed. Devrient in seiner Geschichte der deutschen Schauspielkunst, II. Teil, Seite 60, 61 wörtlich berichtet, „in seinem Hause auf der Pirnaischen Gasse dem Neuber'schen Ehepaare eine freie Wohnung in einer Unterstube gegeben ... Neuber erkrankte und starb.“ Diese und noch weitere Angaben über den letzten Dresdner Aufenthalt der verarmten und großen Künstlerin, über ihre durch die Beschießung unserer Stadt veranlaßte Flucht nach Laubegast, ihren im November 1760 dort erfolgten Tod und ihr Begräbnis in Leuben rühren, wie Devrient auf Seite 61 in einer Anmerkung angibt, „von einer Tochter des Dr. Löber her“. In diesen fesselnden Mitteilungen stieß ich auf einen Fehler, den ich nach vieler Mühe berichtigen kann. Auf Grund der Geschoßbücherauszüge ließ sich nachweisen, daß Löber bis zum Jahre 1760 weder auf der Inneren noch auf der Äußeren Pirnaischen Gasse noch auf einer anderen Straße der Altstadt überhaupt ein Haus besessen hat. Auch ergab die Einsichtnahme in die Kirchenzettel auf das Jahr 1759, daß der Gatte der N. anfangs März desselben Jahres in Teltzens, aber nicht in Löbers Hause gestorben ist. Der dort nicht richtig geschriebene Name des Hausbesitzers erschwerte zunächst erheblich die Ermittelung des Grundstückes; doch konnte schließlich festgestellt werden, daß es das Gebäude Innere Pirnaische Gasse (jetzt Landhausstraße) nachmals Nr. 5 war und seit 1720 länger als vier Jahrzehnte dem kurfürstlichen Sekretär Paul Döltze und seinen Erben gehörte. In diesem Hause, in dem der Schauspieler N. mit seiner Gattin zuletzt wohnte, aber vor ihr gestorben ist, besaß also Löber eine Mietwohnung, von der er dem in die größte Bedrängnis geratenen[WS 1] Ehepaare die Unterstube abgetreten hatte. Bei der Beschießung Dresdens im Juli 1760 wurde das von seinen Bewohnern rechtzeitig geräumte Haus völlig eingeäschert. Im Jahre 1767 erkaufte Dr. Löber diese Brandstelle und fünf Jahre später auch noch das daneben liegende Grundstück mit dem ebenfalls durch Feuer ganz zerstörten Gebäude Nr. 4 hinzu. Auf dem Raume der zwei Häuser ließ nun Löber einen großen Bau aufführen, der schon vor Ablauf von zwei

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: geatenen