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Nr. 79. v. Bünau, Heinrich, Graf, 1697–1762, Staatsmann und Gelehrter. Nach seinen juristischen Studien trat er 1716 als Assessor des Oberhofgerichts in den sächsischen Staatsdienst, wurde, nachdem er mehrere Ämter bekleidet hatte, bereits 1721 Präsident des Oberkonsistoriums, dann 1734 Direktor der Grafschaft Mansfeld. Während der dreijährigen Regierungszeit des Kaisers Karl VII. (1742–1745) wirkte B. erfolgreich in dessen Diensten und wurde von ihm in den Reichsgrafenstand erhoben. Nach des Kaisers Tode kehrte er nach Sachsen zurück und lebte nun eine Reihe von Jahren auf seinem bei Dresden gelegenen Gute Nöthnitz, wo er sich in der Hauptsache geschichtlichen Studien hingab. Sein Hauptwerk „Teutsche Kayser- und Reichshistorie“ erschien in Leipzig 1728–1745. – Für den minderjährigen Herzog Ernst August II. Konstantin des Herzogtums Sachsen-Eisenach war B. von 1751 an zunächst als Statthalter und dann während dessen kurzer Regierungszeit (1756–1758) als erster Minister tätig, nahm aber 1759 seinen Abschied und siedelte nach seinem bei Weimar gelegenen Gute Osmannstedt über, wo er drei Jahre später sein segensreiches Leben beschloß.

B. besaß eine sehr umfangreiche Büchersammlung, die hauptsächlich Werke über deutsche Geschichte und Rechtswissenschaft enthielt, fortgesetzt vermehrt wurde und schließlich 42 000 Bände umfaßte. Wahrscheinlich um für ihre Aufstellung ausreichend Raum zu gewinnen, erwarb B. 1731 das Haus an der Westecke der Kleinen Brüdergasse bei der Sophienkirche, das neun Jahre in seinem Besitze blieb. Die weithin berühmte Bücherei hatte „in sechs artigen Zimmern“ dieses Gebäudes eine günstige Aufstellung gefunden, und gebildete Fremde nahmen sie gern in Augenschein. Als B. 1740 sein Haus verkauft und das Gut Nöthnitz in seinen Besitz gebracht hatte, siedelte er mit seiner überaus wertvollen Büchersammlung dahin über und ließ sie von 1748–1754 von dem berühmten Kunstkenner und Archäologen Winckelmann verwalten. Nach B's. Tode ist sie vom Kurfürsten Friedrich August III. für 40 000 Taler angekauft und der damals im Zwinger aufbewahrten kurfürstlichen Bücherei überwiesen worden. – B's. Haus an der Kleinen Brüdergasse hat in seinem Äußeren seit Beginn des 18. Jahrhunderts keine Veränderung erfahren und trägt jetzt die Nummer 21 (O.-Nr. 755). In dem zweiten Obergeschoß hat seit 1865 der Verein für Erdkunde sein Heim aufgeschlagen, während das Erdgeschoß und das erste Obergeschoß den Zwecken der 1885 gegründeten Gehestiftung dienen. Das dritte Obergeschoß enthält Wohnungen. (Vergl. C. Hollstein: Aus der Geschichte eines Dresdner Hauses, Dresdner Anzeiger 1917, den 5. April, Seite 5.)


Nr. 80. Karl, Albert, 1697–1745, seit 1726 Kurfürst von Bayern und von 1742–1745 unter dem Namen Karl VII. deutscher Kaiser. Auf der Reise nach Frankfurt a. M., wo seine Wahl stattfinden mußte, überraschte er seinen Schwager Friedrich August III., Kurfürst von Sachsen, am Nachmittag des 29. Dezembers 1741 mit einem Besuche in Dresden. Dieser galt nicht der Erörterung politischer Fragen, sondern lediglich