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keinen Einfluß auf die Leitung der Staatsgeschäfte zugestand. Ein weiterer Gegner erwuchs ihm in dem Grafen Brühl, dem es später auch gelang, S. 1738 zu stürzen. Letzterer zog sich bald darauf ins Privatleben zurück und siedelte zunächst nach Polen über. Vom Kaiser wurde er 1752 in den österreichischen Reichsfürstenstand erhoben und lebte dann viel in Wien.

Während seines Aufenthaltes in Dresden hat S. verschiedene Gebäude bewohnt. Das erste, von dem wir es wissen, war das an der Elbe gelegene und zu Übigau gehörige Schloß, das Graf Flemming von 1724–1726 für sich hatte erbauen lassen. August der Starke kaufte es in dem letzterwähnten Jahre, ließ wahrscheinlich die Treppe nach der Elbe, Laubgänge und Pavillons anlegen und schenkte es 1733 dem Grafen S. Dieser bewohnte es nun längere Zeit, später nochmals nach seinem Sturze, weil er (nach Vehse) hierher verbannt worden war. – Wann und wie lange er sein Heim in dem ihm 1734 von seinem Landesherrn geschenkten Fürstenberg'schen Hause am Schloßplatze 1 (s. Nr. 22), dann in dem ihm ebenfalls von derselben fürstlichen Hand 1736 überwiesenen vormals Flemming'schen Palais an der heutigen Landhausstraße gehabt hat, war nicht festzustellen (s. Nr. 5).


Nr. 78. v. Keith, Jakob, 1696–1758. Dieser bekannte und berühmte preußische Feldmarschall entstammt einer der ältesten und angesehensten Familien Schottlands und hatte, ehe er 1747 in die preußische Armee eintrat, schon viel erlebt und seine Dienste einigen anderen Staaten gewidmet. So war er z. B. in Rußland als General tätig gewesen. An den preußischen Siegen in den Schlachten bei Lobositz (den 1. Oktober 1756), bei Prag (den 6. Mai 1757) und Roßbach (den 5. November 1757) war K. als Führer eines Armeekorps beteiligt. Beim Überfalle von Hochkirch fand er seinen Tod. Sein König ließ dem Helden auf dem Wilhelmsplatze in Berlin ein Standbild in Erz errichten; außerdem ist K. auch an dem Denkmal Friedrichs des Großen in der Reichshauptstadt Unter den Linden verewigt worden.

Der Feldmarschall traf am 14. November 1756 im Gefolge seines Königs zu einem fast halbjährigen Aufenthalt in Dresden ein und nahm nach dem Aktenstück Die preußische Invasion in Sachsen 1756 „im Saulschen Hause am Seethore“ seine Wohnung. Zum Bau desselben war dem Geh. Legationsrat und Kultussekretär Ferdinand Ludwig v. Saul 1753 von seinem Landesherrn der Raum auf dem Platze der ehemaligen Bastion Merkur und Kurtine (Mittel- oder Zwischenwall) vererbt worden. Teile der letzteren sieht man in dem Gäßchen „An der Mauer“ noch heute. Als Saul 1766 starb, ging sein palaisartiges, von einem großen Garten umgebenes Wohngebäude an seine Erben über, denen es bis 1795 verblieb. Noch mehrmals wechselten die Besitzer des Grundstückes, bis es 1845 von der sächsischen Staatsverwaltung angekauft wurde, die das Gebäude, jetzt Seestraße 18 (O.-Nr. 462), zum Ministerpalais einrichten ließ.