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immer verlassen hatte. – Bei der verhältnismäßig häufigen und oft langen Abwesenheit H's. von unserer Stadt gewinnt die Vermutung eine gewisse Berechtigung, daß er hier, da er vom Hofe sehr geschätzt wurde, überhaupt nicht in einem Privathause, sondern in einem landesherrlichen Gebäude gewohnt hat. Es fragt sich nur, welcher Bau es etwa hätte sein können. Da berichtet nun Fürstenau (II, Seite 360) wörtlich folgendes: „Bei Beschießung 1760 brannte das prinzliche Palais auf der Pirnaischen Gasse, wo jetzt das Landhaus gelegen, ab (s. Nr. 5), wodurch die in einem besonderen Zimmer des Gebäudes verwahrt gewesene Kirchenmusik und Instrumentensammlung verloren ging. Ein noch größeres Unglück traf Hasse, dem außer einem großen Teil seiner Habe alle Manuskripte seiner Compositionen verbrannten, die er eben zum Druck in Ordnung gebracht hatte.“ Namentlich die Worte „außer einem großen Teil seiner Habe“ lassen mit ziemlicher Sicherheit darauf schließen, daß H., der während der Beschießung gerade in Dresden weilte, damals in dem Prinzenpalais an der Inneren Pirnaischen Gasse Wohnräume innegehabt hat (s. Nr. 5).


Nr. 76. Hoym, Carl Heinrich, Graf v., 1694–1736, war ein weltgewandter Staatsmann, der von 1720 an fast neun Jahre als sächsischer Gesandter in Versailles und Paris wirkte. Als er 1729 nach Dresden zurückkehrte, erhielt er das Amt eines Kabinettsministers übertragen. Infolge seiner vorher eingenommenen Stellung hielt er sich am hiesigen Hofe zur französischen Partei. Er verfolgte den Plan, Kursachsen neben Österreich und Preußen die dritte Stelle im Reiche zu erringen, wobei er namentlich auf die Unterstützung Frankreichs rechnete. Weil H. an seinen französischen Gewohnheiten streng festhielt, auch die gesellschaftlichen Beziehungen nur ganz wenig pflegte, war ihm eine starke Gegenpartei erwachsen. Dieser gelang es 1731, mit Hilfe Brühl's, ihren Feind zu stürzen. Er wurde gefangengesetzt, aber, als unschuldig befunden, bald wieder freigelassen. Auf Grund erneuter schwerer Anklagen hin erfolgte 1734 H's. abermalige Verhaftung und Überführung nach dem Königstein. Weil er Unterschlagungen und Verrat begangen und den König verleumdet haben sollte, wurde er zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt und seine Güter wie sein großes Vermögen für den Staat eingezogen. In Schwermut versunken, endete H. im April 1756 durch Selbstmord.

In Dresden hat er von 1729–1734 das von ihm erkaufte nachmalige Rutowski'sche Palais an der Kreuzgasse bewohnt (s. Nr. 42), an dessen Stelle jetzt die Häuser An der Kreuzkirche 5 und Kreuzstraße 1 stehen.


Nr. 77. Sulkowski, Alexander Joseph, Graf, 1695–1762, kurfürstlicher Geh. Rat, General der Infanterie, aber auch Kabinettsminister. Als solcher leitete er mit unbeschränkter Vollmacht die auswärtige Politik Sachsens, machte sich aber dabei die Gemahlin des Königs August III. (1733–1763), Maria Josepha zur Feindin, weil er ihr