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schriftstellerische Tätigkeit. Die meisten seiner zahlreichen Werke behandeln rechtswissenschaftliche Stoffe, andere beziehen sich auf deutsche Geschichte. Von den letzteren seien hervorgehoben „Kern der Teutschen Reichsgeschichte“ und „Kern der Geschichte des Chur- und Fürstlichen Hauses zu Sachsen“. Das letztgenannte Werk, das allerdings von Stiefen in Breslau verfaßt und von G. nur überarbeitet worden ist, und in seinem zweiten Bande die geographischen Verhältnisse des Kurfürstentums Sachsen erörtert, hat eine weite Verbreitung gefunden, und erschien in G's. Todesjahre bereits in vierter Auflage.

In Dresden hat G. 1738 „am Neumarkte im Raufußischen Hause“ gewohnt. Es gehörte seit 1712 dem Steuereinnehmer George Rauffus. Ein Nachbesitzer desselben, der Hof- und Justizienrat Joh. Christoph Seyffert, erhielt 1786 auf Ansuchen die Erlaubnis zum Gasthofsbetrieb und gab dem Gasthaus den Namen „Hotel de Saxe“, den es bis 1888 behalten hat. Durch Gerstkamp, der den Fremdenhof 1828 kaufte, erfuhr es sowohl im Äußeren als auch im Inneren eine bedeutende Umgestaltung. So ließ er 1833 nach einem Entwurfe Semper's einen elliptischen Saal einbauen, der wegen seiner vorzüglichen Akustik von hervorragenden musikalischen Künstlern und Vortragsmeistern mit Vorliebe zu Aufführungen benutzt wurde. 1888 erfolgte der Abbruch des Hauses, das während seines Bestehens von zahlreichen hochgestellten und auch fürstlichen Personen besucht worden ist. An seine Stelle trat noch in demselben Jahre der Neubau am Neumarkt 9 (O.-Nr. 202) und Moritzstraße 1 (O.-Nr. 203), in dem aber kein Gasthofsbetrieb mehr stattfindet.

1740 befand sich G's. Wohnung in dem zwei Jahre vorher „auf einer wüsten Stelle“ erbauten und noch heute stehenden Neustädter Ratsbrauhause Rähnitzgasse 6 (O.-Nr. 120). An die Rückseite des Neustädter Rathauses anstoßend, ist es schon lange in Privatbesitz übergegangen. Bis zum Jahre 1906 befand sich in den Erdgeschoßräumen des Gebäudes eine Brauerei.


Nr. 72. Hennicke, Johann Christian, 1692–1752, „für die inneren Angelegenheiten die rechte Hand Brühls“. Er war der Sohn eines untergeordneten Beamten, begann seine Laufbahn als Lakai am Zeitzer Hofe, wurde dann bei einem Baron Sekretär und trat 1709 in den sächsischen Staatsdienst ein. Später erfreute er sich, da er sehr anstellig, aber auch schlau und ganz gewissenlos war, der besonderen Gunst Brühl's, der zur Förderung seiner verwerflichen Zwecke einen solchen Mann als Werkzeug ganz vorzüglich gebrauchen konnte. Dem mächtigen Einflusse seines Gönners verdankte es H., daß er 1728 geadelt, 1754 zum Vizekammerpräsidenten, drei Jahre später zum Wirkl. Geh. Rat und Konferenzminister ernannt, 1741 in den Freiherrn- und 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.

Während der letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens hat H. immer in der Nähe Brühls gewohnt und zwar zuerst auf der Rammischen Gasse im Haasischen Hause, dessen Besitzer seit 1715 zwei Jahrzehnte hindurch der Malermeister Haase und dann seine Erben