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den Oberrechnungsrat Thieleman kam.“ Auf Seite 538 bestimmt Hasche die Lage dieses Hauses noch etwas genauer, indem er bei der Königstraße schreibt: „Am Eingange 2 auf beiden Seiten vorliegende Gebäude, das eine links am Tore der Adler, 1733 erbaut, 20 Fenster Fassade, das andere rechts auch von 1733, hat gleiche Fensterbreite und 2 kleinere Eingänge. Jenes ist das Thielemannsche Haus.“ Auch Forwerk, vielleicht auf Hasche fußend, gibt in seiner Geschichte und Beschreibung der königl. kath. Hof- und Pfarrkirche zu Dresden, Seite 38, in einer Anmerkung an, das erwähnte Eckgebäude der Pfarrgasse und Königstraße in der Neustadt „habe M. überwiesen erhalten“.

Darf man auch annehmen, daß diese von den genannten beiden Verfassern gemachte Angabe auf Wahrheit beruht, so können doch zwei Irrtümer nicht unerwähnt bleiben, die Hasche in seinen Mitteilungen über das Haus mit unterlaufen sind. Wie schon angegeben, berichtet er ausdrücklich, der Bau erfolgte 1733, daher kann er nicht durch M. ausgeführt worden sein, weil dieser erst fünf Jahre später nach Dresden kam. Ebenso unrichtig erscheint die Angabe Hasches und Forwerks zu sein, daß M. gewissermaßen nur Nutznießer des Hauses gewesen wäre, da es angeblich dem Könige gehörte, der es nach seines Hofbildhauers Tode an Brühl verkauft habe. In dem Adreßbuche von 1740 wird Seite 89 nun mitgeteilt, daß in jenem Jahre Lorenzo Matielli „in Neustadt bei Kästnern“, also im einem Privathause wohnte, das sehr wahrscheinlich jenes am Anfange der Königstraße an deren linker Seite stehende Eckgebäude, jetzt Kaiser-Wilhelm-Platz 3 (O.-Nr. 170) gewesen ist. Leider läßt sich diese Angelegenheit nicht einwandfrei klarstellen, so lange es zu den im Neustädter Königl. Amtsgericht aufbewahrten und nur bis 1738 zurückreichenden Grundbüchern für die Neustadt noch kein alphabetisches Verzeichnis sämtlicher darin eingetragener Hausbesitzer gibt, das zur Feststellung von Gebäuden unerläßlich notwendig ist. – Das Wohnhaus M.'s befand sich am Ausgange des 18. Jahrhunderts noch im Besitze der Thielemann'schen Erben, ging aber später durch Kauf an den Staat über. Dieser verlegte zunächst die Artillerieschule hinein, verwendete es aber weiterhin lange Zeit als Kaserne. Nachdem das umfangreiche Haus 1881 von der Landes-Brandversicherungsanstalt angekauft worden war, erhielt es durch einen gründlichen Umbau die Gestalt, in der wir es heute noch sehen.

Nicht alle der von M. für die katholische Hofkirche gearbeiteten Figuren sind in der bei seinem Neustädter Wohngebäude gelegenen Werkstatt entstanden; eine Anzahl derselben schuf der große Künstler auf dem im März 1745 von ihm angekauften sogenannten Plantagengute in Hosterwitz, das er mit seiner Familie nun dauernd bewohnte. Auf dem zum Gute gehörigen Wiesengelände, dessen Raum jetzt von unserem Wasserwerk eingenommen wird, errichtete der Künstler seine Werkhütte, in der er nun noch drei Jahre fleißig arbeitete. Hier schuf er außer verschiedenen Standbildern von Heiligen für die katholische Hofkirche 1747 auch jene drei prächtigen Sandsteingruppen, die früher in dem Brühl'schen Schlosse Pförten die Brunnen