Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/64

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


des Magisters Hahn (s. Nr. 48) unter den hiesigen niederen Volksschichten in der Stadt entstandene Aufruhr nicht noch schärfere Formen annahm, war zum guten Teil dem tatkräftigen persönlichen Einwirken L's. zu verdanken. – Das Andenken an diesen hochgefeierten Dresdner Superintendenten, den man mit vollstem Rechte für seine Zeit als „eine Säule der deutschen evangelischen Kirche“ bezeichnet hat, wird noch heute und zwar nicht nur in Dresden, durch eine Anzahl der von ihm gedichteten geistlichen Lieder, von denen sechs in unserem Landesgesangbuche Aufnahme gefunden haben, wach erhalten. Seit dem Jahre 1907 haben wir in unserer Stadt auch noch ein sichtbares Erinnerungszeichen an L. Sein in Sandstein erhaben gearbeitetes Kopfbild schmückt nämlich die rechte Seite des Haupteinganges der in dem erwähnten Jahre geweihten neuen Ehrlich'schen Gestiftskirche, weil er der von Ehrlich ausdrücklich erbetene erste Verwalter seiner Stiftung gewesen ist.

Während der vierzig Jahre, die L. in Dresden verlebte, wohnte er in dem alten Superintendenturgebäude, zuletzt An der Kreuzkirche 4 (O.-Nr. 541, 392). (S. Nr. 2.)


Nr. 48. Hahn, Hermann Joachim, 1678–1726. In Leipzig hatte er Theologie studiert, auch seine Prüfungen als Magister und Lizentiat abgelegt und dann 1707 als Diakonus Anstellung an der hiesigen Kreuzkirche gefunden. Wenn nun hier dieses einfachen Geistlichen gedacht wird, so geschieht dies lediglich um der ebenso tiefgehenden als nachhaltigen Erregung willen, die H's. grausamer Tod in unserer Stadt hervorrief. Ein Totenzettel aus dem Jahre 1726 berichtet über das Vorkommnis: „Herr Mag. Hermann Joachim Hahn, wohlverdienter Diaconus und Mittwochsprediger zum heiligen Creutz, an der Pfarrgaße, in 47. Jahr, ist in seiner Wohnung am 21. huj. (Mai) Zu mittage umb 1 Uhr von einen Bösen Buben überfallen und mit einen Messer, vermittelst etlicher Stiche Meuchelmörderischer Weise erstochen worden.“ Der Mörder war der katholisch gewesene, geistig überspannte und fanatisch erregte Trabant Franz Laubler, der auf eigenen Wunsch 1723 bei H. religiösen Unterricht genommen und sich dann der evangelischen Kirche angeschlossen hatte. Aus unbekanntem Grunde faßte er später den entsetzlichen Plan, seinen Lehrer zu ermorden und zu kreuzigen. Die drei zu diesem Zwecke von ihm in H's. Wohnung mitgebrachten sieben Zoll langen Nägel werden in unserem Stadtmuseum aufbewahrt. Der gleich nach der Tat verhaftete Bösewicht büßte sie am 18. Juli 1726 auf dem vor dem Altstädter Rathause errichteten Schafott, wo man ihn von unten herauf räderte.

Der Mord, für den man, natürlich ganz ohne Grund, die hiesigen Katholiken verantwortlich machte, hatte besonders unter den niederen Volksschichten Dresdens eine gefährliche Erregung und noch am Abend des 21. Mai einen ernsten Tumult hervorgerufen, weil die Evangelischen Angriffe der Katholiken befürchteten. Um weitere Unruhen im Keime zu ersticken, zog man am 24. Mai zwei Regimenter Infanterie und ebensoviel Kavallerie nach Dresden, welche Truppen monatelang hierbleiben mußten. Auf dem Altmarkte errichtete man im Juni eine Wache und