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im Jahre 1889 begonnenen letzten großen Schloßumbau wurde das Haus mit abgebrochen. Es nahm die Stelle ein, an der jetzt der neuerbaute Turm an der Südseite des Schlosses steht.


Nr. 46. Hebenstreit, Pantaleon, 1669–1750, ein guter Klavier-und Violinspieler, auch Erfinder eines neuen, dem Hackebrett ähnlichen Instruments. Es wurde ebenfalls mit Hämmern und Klöppeln geschlagen und von H. nach seinem Vornamen „Pantaleon“ genannt. Seinerzeit erregte er mit dem Instrument großes Aufsehen, spielte es in Paris vor Ludwig XIV., in Dresden im Theater und bei Hofkonzerten. August der Starke hatte ihn 1714 nach Dresden in die Hofkapelle berufen und ihm 1729 auch die Leitung der Musik beim evangelischen Hofgottesdienste und die Oberaufsicht über die dabei tätigen Kapellknaben übertragen. Bereits wenige Jahrzehnte nach H's. Tode ist das Pantaleon völlig außer Gebrauch gekommen.

Die einzige von H. bekannte Wohnung befand sich in den 1730er und 1740er Jahren auf der Frauenstraße in dem Hause des Hof- und Kanzleisekretärs Müldner. Dieses Gebäude trug erst die Bezeichnung Große Frauenstraße 18, seit 1862 Galeriestraße 18, jetzt seit 1890 Galeriestraße 9 (O.-Nr. 820).


Nr. 47. Löscher, Valentin Ernst, 1674–1749. Er war ein ebenso gelehrter als charaktervoller Theolog, ein glänzender Redner, der auch als Schriftsteller eine außerordentlich reiche Tätigkeit entfaltet hat. 1709 wurde er aus seiner Professur in Wittenberg nach Dresden an die Kreuzkirche als Superintendent berufen. In dieser Stellung, in der er nach allen Seiten hin reichen Segen verbreitete und sich deshalb die Liebe und Verehrung der hiesigen Einwohnerschaft in hohem Grade erwarb, ist er bis zu seinem Tode geblieben.

Aus L's. Dresdner Wirksamkeit sei nur einiges hervorgehoben. Zu drei neuen evangelischen Kirchen unserer Stadt hatte er nicht allein den Grundstein zu legen, sondern sie auch zu weihen, und zwar die heutige Matthäuskirche 1730, die Frauenkirche 1734 und die Dreikönigskirche 1739. – Als August der Starke Ende Mai 1737[WS 1] anordnete, der evangelische Hofgottesdienst müsse aus der seit 1539 in Gebrauch gewesenen Schloßkapelle in die Sophienkirche verlegt werden, entstand in der Dresdner Bevölkerung eine starke Erregung, so daß man am Hofe beim Schlußgottesdienste Unruhen befürchtete und das Militär zum Eingreifen in Bereitschaft hielt. Zu Ruhestörungen ist es aber nicht gekommen, als L. am 10. Juni 1737 (dritter Pfingsttag) in der Schloßkapelle die letzte evangelische Predigt hielt. Sie wurde bald gedruckt, aber sogleich beschlagnahmt, und dies steigerte die Mißstimmung im Volke natürlich noch mehr. – Gegen die Frauenwirtschaft am Hofe, insbesondere gegen die Cossell (s. Nr. 43), trat L. in einer Predigt mit aller Entschiedenheit auf und hat man ihn deshalb den „berühmten Nathan August des Starken“ genannt; doch gelang es der höchst erzürnten Gräfin nicht, die von ihr beim König beantragte Bestrafung des sittenstrengen Geistlichen zu erwirken. – Daß der am Tage der Ermordung

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wahrscheinlich ein Druckfehler, denn August der Starke starb bereits 1733.