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Zu der angegebenen Zeit für sich in Dresden ein Wohngebäude errichten zu lassen, erscheint schon deshalb ausgeschlossen, weil der Graf, wie bereits schon bemerkt, 1709 nach seiner Entlassung aus der Haft sich sogleich von unserer Stadt, und zwar für immer, weggewendet hat. Aus den Geschoßbücherauszügen geht weiter hervor, daß das in Frage stehende Haus, und zwar von 1709–1715, allerdings einem Grafen v. B. gehörte; das war jedoch nicht der obengenannte Großkanzler, sondern dessen Bruder, der Oberfalkenmeister Gottlob Adolph v. Beuchling. Dem Großkanzler fiel allerdings, und zwar im Jahre 1700, durch Erbvergleich ein Haus zu; das lag aber an der Inneren Pirnaischen Gasse, jetzt Landhausstraße, wurde 1760 teilweise zerstört, bald wieder hergestellt und trägt seit 1890 die Hausnummer 13 (O.-Nr. 157). Durch die 1702 erfolgte und bereits erwähnte Einziehung der Güter des Grafen W. D. v. B. ging das Eigentumsrecht auf dessen Dresdner Wohnhaus an den Landesherrn über, der es zwei Jahre später seiner Geliebten, der Fürstin von Teschen, schenkte. Mit königlicher Genehmigung verkaufte sie es schon 1705, und nunmehr hat das Gebäude in den drei folgenden Jahrzehnten auch weiter öfters den Besitzer gewechselt. 1737 wurde es kurfürstliches Posthaus, was es bis 1832 geblieben ist. Seit dem letzteren Jahre befindet es sich wieder in Privatbesitz.


Nr. 33. Pöppelmann, Matthäus Daniel, 1662–1736. Aus den jüngeren Jahren dieses so hochberühmten Meisters der Baukunst, der nach Steche in Dresden, nach Sponsel zu Herford in Westfalen geboren war, ist nichts bekannt; wir erfahren erst etwas von ihm, als er 1691 in der Stellung eines Kondukteurs am Landbauamte Dresden seine Tätigkeit begann. 1705 wurde er Landbaumeister und Geheimkämmerer, 1718 Oberlandbaumeister. Unsere Stadt verdankt ihm eine Anzahl hervorragender Bauwerke, so das 1786 abgebrannte Rutowski'sche Palais an der Kreuzgasse und das 1885 abgebrochene Brühl'sche Palais an der Schießgasse, sowie das nach Hasche 1733 errichtete und noch heute stehende Gebäude Große Meißner Straße 15, in dessen Vorderhaus sich jetzt die Königl. Amtshauptmannschaft für Dresden-Neustadt und die Königl. Oberrechnungskammer befinden. Für die äußeren Schauseiten des in den Jahren 1718 und 1719 und im Mai 1849 durch Feuer zerstörten Opernhauses lieferte P. die Entwürfe. An anderen großen Bauten, wie beispielsweise am Taschenberg- und am Japanischen Palais ist er mit den anderen berühmten damaligen Hofarchitekten August des Starken, wie Karcher, Longuelune und de Bodt hervorragend tätig gewesen, von 1727–1731 führte P. nach seinem Entwurfe den Umbau der 1908 abgebrochenen Augustusbrücke aus. Auch die Pläne für den Bau der Dreikönigskirche in der Neustadt und von der Matthäuskirche in der Friedrichstadt rühren von ihm her. Das herrlichste Bauwerk, das dieser große Künstler in Dresden schuf und in dem seine reiche Gestaltungskraft sich überaus wirkungsvoll entfaltete, ist der weltberühmte Zwinqer. Er wurde von 1711–1722 erbaut, blieb aber, weil zur Weiterführung die Geldmittel fehlten, an seiner Nordseite offen, also unvollendet. Erst durch die 1885 fertiggestellte Semper'sche Gemäldegalerie wurde die