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Bereits Erwähnung gefunden hat das zweite herrschaftliche Haus, das F. bewohnte und das an der Inneren Pirnaischen Gasse, jetzt Landhausstraße, stand (s. Nr. 5); das dritte, an der Kreuzgasse gelegene Palais besaß er von 1726 bis zu seinem Tode (s. Nr. 42).


Nr. 31 v. Pflug (auch Pflugk geschrieben), August Ferdinand, Graf, 1662–1712. Vierzehn Jahre alt wurde er Edelknabe bei Johann Georg III., stand mehrere Jahre später einige Zeit im Dienste des Prinzen Wilhelm von Oranien, unternahm hierauf erst allein, dann mit dem Kurprinzen Johann Georg mehrere Reisen und beteiligte sich schließlich auch zweimal, nämlich 1689 und 1690, an den französischen Rheinfeldzügen und später an den ersten Kämpfen im nordischen Kriege. Nachdem er 1691 zum Oberkammerherrn, vier Jahre später zum Wirkl. Geh. Rat, dann 1703 zum Oberhofmarschall ernannt und nicht lange darnach durch den Kaiser Joseph I. in den Reichsgrafenstand erhoben worden war, übertrug ihm August der Starke 1706 das Amt des Direktors in dem damals errichteten Geheimen Kabinett. Zwar setzte es Karl XII. bei dem sächsischen Kurfürsten durch, daß Pf. 1707 aus allen seinen Ämtern entlassen wurde; er übernahm sie aber wieder, nachdem der Schwedenkonig 1709 bei Pultawa eine schwere Niederlage erlitten hatte.

Graf Pf. wohnte wenigstens in seinen letzten Lebensjahren in dem Palais, das er sich an der Stelle des im 16. Jahrhundert von Paul Luther besessenen Hauses hatte erbauen lassen und an dessen Platz das alte Ständehaus, jetzt Landhausstraße 16, zu stehen gekommen ist (s. Nr. 5).


Nr. 32. v. Beichling oder Beuchling, wie er nach Vehse (V, Seite 199) eigentlich hieß, Wolfgang Dietrich, Graf, 1665–1725, Geheimer Rat und kursächsischer Großkanzler. Schon unter Johann Georg IV. hatte er eine bedeutende Rolle gespielt, noch mehr war dies der Fall unter August dem Starken, der ihm zunächst seine volle Gunst zuwandte und im Jahre 1700 das Amt des Großkanzlers übertrug. Als B. aber die Teilnahme seines Landesherrn am Kriege gegen Karl XII. mißbilligte, auch in der Verwaltung seines hohen Amtes seine Befugnisse wiederholt überschritt, sich überdies Veruntreuungen von Einkünften zuschulden kommen ließ, wurde er 1703 auf dem Konigstein gefangen gesetzt, während man gleichzeitig seine Güter und sein großes Vermögen (1½ Millionen Taler) für den Hof eingezog. Als B. 1709 auf Fürsprache der Gräfin Cossell endlich seine Freiheit erhielt, zog er sich auf sein bei Wurzen gelegenes Gut Zschorna zurück, wo er 1725 starb.

Nach einem Aufsatze im Dresdner Anzeiger (1888 Nr. 273) über das „Palais de Saxe“, jetzt Moritzstraße 1b, hätte Graf B. 1709 nach seiner Rückkehr vom Königstein dieses Grundstück erworben und das Gebäude in seiner heutigen Gestalt aufführen lassen. Auch Gurlitt bringt in seinem Werke „Die Kunstdenkmäler Dresdens“, Heft 2, Seite 540, dieselbe Angabe. Sie ist jedoch unrichtig, Graf Wolfgang Dietrich v. B. hat auf der Moritzstraße nie ein Haus besessen, wie man aus den Geschoßbücherauszügen nachweisen kann.