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hierzu berichtet Vehse, daß die letzterwähnte Übersiedelung bereits 1698 erfolgt sei, nachdem der Fürst ein Jahr lang in dem am Ende der Kreuzgasse stehenden, seit 1760 nicht mehr vorhandenen Fraumutterhause seine Wohnung gehabt habe (s. Nr. 38). Am längsten ist das in dem Neitschütz'schen Gebäude der Fall gewesen, das deshalb, wenigstens in Kreisen von Dresdner Geschichtsfreunden, noch mehrere Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts das „Fürstenberg'sche Haus“ hieß (s. Nr. 22 und 24).


Nr. 27. Löwendahl, Waldemar, Baron v., 1660–1740. Als höherer Offizier hatte er an verschiedenen Kriegen, u. a. auch 1683 an der Entsetzung Wiens teilgenommen, ehe er 1707 an den Dresdner Hof kam. Durch Vermittelung der damals überaus einflußreichen Gräfin Cossell wurde L. bald Geh. Rat und an Imhoffs Stelle (s. Nr. 25) Kammerpräsident, 1712 Kabinettsminister und Oberhofmarschall. Durch seine zweite Gemahlin, die dänische Gräfin Rantzau, in den Besitz reicher Geldmittel gelangt, lebte L. in Dresden auf sehr hohem Fuße und zeigte sich außerordentlich gastfrei.

1738 wohnte er auf der Moritzstraße im Conrad'schen Hause, jetzt Moritzstraße 4 (s. Nr. 7), das fast immer im Besitz von Gliedern des hohen Adels gewesen war, jedoch von 1724 an dem Kommissionsrat Conrad und nach ihm bis 1740 seiner Witwe Marie Sophie Conrad gehörte. In demselben Jahre hatte sich L. auf der Kreuzgasse im Einsiedel'schen Hause eingemietet, seit 1890 Kreuzstraße 19 (O.-Nr. 375), wozu auch das Haus Große Frohngasse 16 (O.-Nr. 304) gehört.


Nr. 28. Schulenburg, Johann Matthias, Graf von der, 1661 bis 1747. Schon vor dem Jahre 1702, in dem er als General der Infanterie in sächsische Dienste trat, hatte er in mehreren Kriegen erfolgreich mitgekämpft; er setzte seine kriegerische Tätigkeit aber auch weiterhin fort und erwarb sich den Ruhm, ein hervorragender Heerführer zu sein. An dem Grafen Flemming, der ebenfalls die Würde eines Generals, und zwar der Kavallerie, bekleidete, war Sch. ein ernster Gegner erwachsen. Schaden konnte er ihm freilich nicht, da der König beide hohe Offiziere unter seinen eigenen Oberbefehl gestellt hatte. Als letzterer 1710 den älteren Grafen Flemming zum Feldmarschall ernannte, erbat Sch. seinen Abschied, der ihm im folgenden Jahre bewilligt wurde, worauf er sofort Dresden verließ. Im Dienste der Republik Venedig, die ihm die Würde eines Feldmarschalls verlieh, ist Sch., namentlich nach der siegreichen Verteidigung Korfus gegen die Türken 1716, im ganzen christlichen Europa als Held gefeiert worden.

Während seines verhältnismäßig kurzen Aufenthalts in Dresden besaß der Graf das an der Ecke der Moritzstraße und am Loche (Badergasse) stehende herrschaftliche Gebäude, das er vom Freiherrn v. Imhof 1707 erkauft hatte und gewiß auch bewohnte. (Weiteres darüber s. Aufsatz Imhoff Nr. 25)