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längere Ruhe war dem von Sch. 1664 geschaffenen Weihnachtsoratorium beschieden, da es seit dem Ableben dieses berühmten Tonmeisters erst am 9. Dezember 1909 im hiesigen Vereinshaussaale wieder eine Aufführung erlebte.

Sch. war von 1629–1657 Besitzer und Bewohner des Hauses früher Neumarkt 12, seit 1862 infolge Verlegung der Haustür Frauenstraße 1, seit 1891 Frauenstraße 14 (O.-Nr. 235, 236). Gestorben ist Sch. in einem Hause der Moritzstraße. Fürstenau schreibt Bd. I, Seite 238, 239: „Bey Aufhebung der Leiche – sie erfolgte den 17. November 1672 – wurde vor dem Sollmischen Hause in der Moritzstraße von der Cantorey gesungen; die Abdankungsrede im Beyerschen Trauerhause hielt der Diakonus Magister Herzogen, die Leichenpredigt (in der Frauenkirche) der Oberhofprediger Dr. Geyer.“ In einem durch Klammer eingeschlossenen Satze erklärt Fürstenau: „Wir wissen nicht, wie dies mit dem vorerwähnten Sollmischen Hause in Übereinstimmung zu bringen ist.“ Mit Hilfe der Geschoßbücherauszüge konnte festgestellt werden, daß es sich trotz der zweifachen Bezeichnung um ein und dasselbe Haus handelt. Es gehörte 1645–1657 der Reichsgräfin zu Solms Anna Marie und nach ihr dem kurfürstlichen Rat und Steuerbuchhalter Beyer. Das Gebäude brannte 1760 mit ab und an seiner Stelle steht jetzt das Haus Moritzstraße 10 (O.-Nr. 219).


Nr. 11. Vogel, Andreas, seit 1621 Hofmaler Johann Georg I. Von diesem zwar nicht berühmten, aber sehr strebsamen und immerhin bemerkenswerten Künstler wissen wir zunächst nur, daß er um 1588 in Dresden geboren und etwa fünfzig Jahre später hier gestorben ist. Als er nach einem längeren Aufenthalte in Italien um 1620 nach unserer Stadt zurückkehrte, hat er sie dann nicht wieder verlassen, leider aber bis zu seinem Tode immer mit Not, Krankheit und schweren Geldsorgen zu kämpfen gehabt, so daß man bei ihm mit Recht vom Künstlerelend sprechen darf. – Von Vogels jedenfalls nicht sehr zahlreichen Schöpfungen besitzen wir nur vier, die Dresdner Ansichten bieten und im Grünen Gewölbe aufbewahrt werden. Das größte Bild, auf eine 1 Meter hohe und ebenso breite schwarzgrundierte Holztafel gemalt und 1634 vollendet, zeigt eine perspektivische Darstellung von Dresden und einer Anzahl der größeren kurfürstlichen Gebäude aus der Vogelschau. Von den übrigen drei Bildern, die klein und ebenfalls auf Holz gemalt, wohl 1623 angefertigt worden sind, stellen zwei das Schloß von Nordwesten und von Südwesten dar, während das dritte das Stallgebäude (jetzt Johanneum) von Norden zur Anschauung bringt.

Wo Vogel in Dresden gewohnt hat, ist völlig unbekannt, doch läßt sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß er in dem Hause der Rampischen Straße geboren wurde, an dessen Stelle jetzt das Gebäude steht, das die Hausnummer 31 und die O.-Nr. 110 zeigt. Wenigstens scheint der Vater des Hofmalers, der Goldschmied Severin Vogel, der 1582 nach Dresden gezogen war, das erwähnte Gebäude besessen zu haben, wenn sich auch durch die Geschoßbücherauszüge nicht