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Von den Oberhofpredigern, die in dem erwähnten Hause gewohnt haben, seien nur folgende zwei kurz genannt.

Hoë v. Hoënegg, Matthias, 1580–1645, wirkte von 1602–1604 als dritter, von 1613–1645 als erster Hofprediger in Dresden und führte zuerst den Titel eines Oberhofpredigers. Leider beeinflußte er als politischer Ratgeber seinen Landesherrn Johann Georg I. in einer für Sachsen verhängnisvollen, schädlichen Weise.

Spener, Philipp Jakob, 1635–1705, der „Vater des Pietismus“, führte während seiner Tätigkeit in Dresden vom Juli 1686 bis Juni 1691 die von ihm bereits anderwärts eingerichteten Versammlungen mit Erwachsenen zur Vertiefung und Stärkung des religiösen Sinnes auch hier ein. Anfangs hielt Sp. diese Unterredungen in seiner Wohnung ab; als diese aber für die immer zahlreicher werdenden Teilnehmer nicht mehr ausreichte, durfte er die Zusammenkünfte in der Kapelle des seinem Wohnhause gegenüberliegenden Gebäudes abhalten, jetzt Schloßstraße 32 (O.-Nr. 761). Es gehörte damals der Kurfürstin Magdalene Sybille (1612–1687), der Witwe Johann Georg II. Da sie es selbst bewohnte, hatte sie darin mancherlei verändern und eine Hauskapelle einbauen lassen. – Als ein streng pflichtbewußter Hofprediger war von Sp. wiederholt gewagt worden, sein Beichtkind Johann Georg III. seiner Trunksucht wegen zu tadeln; deshalb fiel er bei diesem in Ungnade und ging 1691 nach Berlin, wo er als Probst der Gemeinde zu St. Nikolai 1705 starb.

Der letzte Oberhofprediger, der das Gebäude an der Schloßgasse bewohnte, war Bernhard Walther Marperger (1682–1746), der 1724 von Nürnberg nach Dresden berufen wurde; er ist aber auch der einzige, der sein Heim in dem vom König Friedrich August II. 1739 erkauften Hause Willsche Gasse, zuletzt Wilsdruffer Straße 15 (O.-Nr. 616) gehabt und bis zu seinem Tode behalten hat. 1801 erkaufte der Hoftraiteur Erler zu Pillnitz dieses Grundstück und richtete es zu einem Gasthofe ein, der den Namen „Goldener Helm“ erhielt. Als ihn 1820 der Kaffeehauswirt Menzel in seinen Besitz brachte, gab er ihm den Namen „Hotel de France“. Durch den Franzosen Voisin, der 1826 das Gasthaus käuflich erworben und 1832 das Nachbargebäude (O.-Nr. 615) in der Zwangsversteigerung erstanden hatte, wurden beide Grundstücke vereinigt. In dem Hause, zuletzt Wilsdruffer Straße 15, das gleich nach Ausbruch des Weltkrieges die Bezeichnung „Schloßhotel“ annahm, stellte man 1915 den Gasthofsbetrieb ein, brach es ab und errichtete auf seinem Raume ein neues Gebäude, das ebenfalls als Fremdenhof dienen soll.

Nach Marpergers Tode wurde das damals dem Staate gehörige Haus Große Brüdergasse jetzt 31 (O.-Nr. 691) zur Oberhofpredigerwohnung bestimmt und ist es bis 1850 geblieben. Am Erker des ersten Obergeschosses trug es in Goldbuchstaben den Namen JESUS. Seit dem Herbste 1916 steht an seinem Platze ein Neubau, der