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eigenen Hause gewohnt, das an der Pirnaischen Gasse, jetzt Landhausstraße, lag. An der rechten Seite derselben vom Neumarkt aus standen zwischen der Friesengasse und der Schießgasse im 16. Jahrhundert acht Gebäude, von denen das drittletzte L. gehörte und das umfangreichste war. 1616 erkaufte es Otto Heinrich von Pflug auf Strehla und Kreinitz, der es bis 1657 behielt. Von den Nachbesitzern des Grundstückes seien erwähnt Kammerpräsident Hans Adolf von Haugwitz, dann der kurfürstliche Generalfeldmarschall Hans Adam von Schöning 1691–94, weiter Louise von Rechenberg, geb. Schöning 1694–1704. In dem letzterwähnten Jahre ging das Gebäude in den Besitz des Oberhofmarschalls und Wirklichen Geh. Rates August Ferdinand von Pflug über. Höchstwahrscheinlich ist er es gewesen, der das frühere Lutherhaus abbrechen und an seiner Stelle ein Palais aufführen ließ. Nach seinem 1712 erfolgten Tode ging es an seine zweite Gemahlin, eine geborene Gräfin von Stubenberg, über, die es 1714 an den Feldmarschall von Flemming verkaufte. Dieser ließ es noch erweitern und verschönern und veräußerte es 1724 an König Friedrich August I. Letzterer gab es zwei Jahre später gegen Abtretung des Holländischen Palais und des Schlosses Übigau an den Vorbesitzer zurück. Nach einigen Schriftstellern ist das nun wieder Flemming'sche Palais seit 1728 mehrere Jahre im Besitz des Grafen von Wackerbarth gewesen. Nach ihm erhielt es 1756 Graf von Sulkowski von seinem Landesherrn Friedrich August II. geschenkt, von dem es wieder in den Besitz des Königs zurückgelangte. Dieser kaufte einige der benachbarten Häuser hinzu, ließ das Palais nochmals erweitern und ausbauen und überwies es 1747 den Prinzen Xaver, Karl Albert und Clemens zur Wohnung. Da es bei der Beschießung Dresdens im Juli 1760 wesentliche Beschädigungen erlitten hatte, wurde es in der Folge abgebrochen und an seiner Stelle von 1770–1776 das noch heute stehende Landhaus, jetzt Landhausstraße 16 (O.-Nr. 184) errichtet. Nachdem man es in den Jahren 1915 bis 1917 einem großen inneren Umbau unterzogen und gleichzeitig einen umfangreichen Neubau angefügt hat, ist das denkwürdige Gebäude zum Sitze der Königl. Kreishauptmannschaft Dresden bestimmt.


Nr. 6. Nosseni, Giovanni Maria, 1544–1620, Hofarchitekt und Bildhauer, folgte im Januar 1575 einem Rufe des Kurfürsten August nach Dresden und blieb hier bis zu seinem Tode. Da, wo auf der Brühl'schen Terrasse heutzutage das Belvedere steht, ließ Kurfürst Christian I. ein prächtiges Lusthaus errichten, für das N. den Plan lieferte. Der Bau begann 1588, wurde aber erst im zweiten viertel des 17. Jahrhunderts vollendet. Bei der Entladung, die am 22. September 1747 in einer in der Nähe befindlichen Pulverniederlage erfolgte, flog auch das Lusthaus mit in die Luft, wurde aber nicht wieder aufgebaut. – Der in unserer Sophienkirche stehende, ganz aus farbigem Marmor hergestellte schöne Altar hat lange Zeit als ein eigenhändiges Werk N's. gegolten. Jetzt weiß man, daß dieser Künstler nur den Entwurf dazu lieferte, den Altar aber in seinen einzelnen Teilen, etwa mit Ausnahme des Abendmahlreliefs,