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M. kaufte sie, ließ sie abbrechen und an ihrer Stelle 1561 ein stattliches Gebäude errichten. Es zeigte zwei Obergeschosse und hatte seinen Eingang am Altmarkt. Das erste Obergeschoß diente lediglich Wohnzwecken; im zweiten befand sich ein Saal für Festlichkeiten, die M. zuweilen veranstaltete. Das Haus, das später noch ein drittes Obergeschoß und ein hohes Mansardendach erhalten hatte, wurde 1876 von der Stadtgemeinde erworben, abgebrochen und von 1879–1880 durch den noch jetzt stehenden Neubau An der Kreuzkirche 17 und 18 (O.-Nr. 423) ersetzt.


Nr. 4. Füger, Kaspar, Hofprediger der Herzogin Katharina von Sachsen (1487–1561), Heinrichs des Frommen Witwe, die erst in Freiberg, später in Torgau lebte. Als sie starb, siedelte F. nach Dresden über. Augenscheinlich eines Halsleidens wegen übernahm er hier zunächst kein geistliches Amt, betätigte sich vielmehr schriftstellerisch. Er verfaßte einen Bibelauszug sowie verschiedene Flugschriften, gab Kalender heraus und dichtete Kirchenlieder. Von letzteren führt Wackernagel in seinem Werke Das deutsche Kirchenlied achtzehn auf, und mögen eine Anzahl von ihm sicher in Dresden entstanden sein. Das Weihnachtslied Wir Christenleut habn jetzund Freud, hat in unserem Landesgesangbuch Aufnahme gefunden. Nachdem F's. Halsleiden gehoben war, übernahm er an der Kreuzkirche eine Diakonatsstelle, die er bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand 1587 verwaltete. Fünf Jahre später starb er. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. (Weiteres über seine Schriften in den Dr. Geschichtsbl. 1894 Nr. 4, Seite 221–225. G. Müller, Zwei Schriften des Dresdner Liederdichters Kaspar Füger.)

In Dresden hatte sich F. auf der Pfarrgasse ein Haus gekauft, das von ihm sicher auch bewohnt worden ist. Es ging in die Hände der Witwe über, die es bis 1627 besaß. 1684 wurde es mit dem Nachbarhause vereinigt, wahrscheinlich brach man damals beide Gebäude ab, und an ihrer Stelle errichtete man das noch heute stehende Haus Pfarrgasse 6, O.-Nr. 416.


Nr. 5. Luther, Paulus, Dr., 1533–1593, dritter Sohn des Reformators, Chemiker und Leibarzt mehrerer deutscher Fürsten. 1571 wurde er vom sächsischen Kurfürsten August I. nach Dresden berufen und bezog hier als Leibarzt ein Gehalt von 460 Gulden 16 Groschen sowie eine besondere Jahresvergütung. Bei Hofe erfreute sich der sehr fromme, aber dabei auch freimütige Arzt namentlich auch wegen seiner reichen Kenntnisse in der mittelalterlichen Chemie oder Alchimie eines hohen Ansehens, doch fehlte es ihm auch nicht an Feinden, zu denen besonders Nikolaus Crell gehörte. Nach dem 1586 erfolgten Tode Kurfürst August I. wurde L. Leibarzt von dessen Sohne, dem Kurfürsten Christian I. In seinem Dienst blieb er bis 1581, dann siedelte er, weil ihm in Dresden die Calvinisten durch allerlei Anfeindungen das Leben sehr erschwerten, nach Leipzig über, wo er zwei Jahre später starb.

In den ersten zehn Jahren seiner Tätigkeit im kurfürstlich-sächsischen Dienst hat L. vielleicht mit im Schlosse, dann wahrscheinlich in seinem