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Wenn M. Ziller in seinem Reformationsbüchlein Seite 33 behauptet, L. sei, als er in Dresden predigen mußte, „höchst wahrscheinlich“ in dem Hause Schloßgasse Nr. 325, jetzt Schloßstraße 30, das damals dem Hofe gehört hätte, zur Herberge gewesen, so ist das jedenfalls unrichtig; vielmehr muß man mit Pastor Hilscher (Seite 43) annehmen, daß er auch diesmal bei seinen Ordensbrüdern im Augustinerkloster gewohnt hat.

Im Widerspruch zu den hier gemachten Angaben, die sich auf L.s zweiten Besuch in Dresden beziehen und seit mehr als drei Jahrhunderten als richtig anerkannt worden sind, brachte der hiesige Ratsarchivar Dr. G. Müller bemerkenswerte neue Mitteilungen in seinem am 27. Oktober d. J. im Verein für Geschichte Dresdens gehaltenen Vortrage. Auf Grund desselben veröffentlichte er an der 400-Jahr-Feier der Reformation in Nr. 300 des Dresdner Anzeigers unter der Überschrift Dr. Martin Luther in Dresden einen Aufsatz, in dem er u. a. sagt: „Daß Luther dem Herzog Georg von Staupitz zu einer Probepredigt als Hofprediger zugesandt sei, hat sich nach neueren Forschungen als irrig erwiesen, ebenso daß bei dieser Gelegenheit der Grund zur späteren Feindschaft des Herzogs gelegt sei. Dieser war damals auf dem Augsburger Reichstag und die Anregung, daß Luther, der bekannte Ablaßgegner und berühmte Wittenberger Professor, in der Schloßkapelle predigte, geht vermutlich auf Hieron. Emser, den Hofkaplan und -sekretär, zurück, welcher damals noch zu Luther freundschaftlich näher stand. ... Am Festtage des Heiligen Jakobus, dem 25. Juli (1518), predigte Luther in der Schloßkapelle vor dem Hofe, dem Hofstaate und für ihn interessierten Kreise der Theologen, Humanisten und wohl auch Bürger, über das Evangelium von den Söhnen Zebedäi, von den „thörichten Wünschen“ der Menschen und von „dem, was ein Christ erbitten müsse“. – Die Prüfung und Klärung dieses Gegensatzes muß den Fachgelehrten überlassen bleiben.

Vier Erinnerungszeichen an den großen Gottesmann birgt unsere Stadt. Gelegentlich seines 400jährigen Geburtstages 1883 beschloß man, dem Reformator hier ein würdiges Standbild zu errichten. Man wählte dazu Rietschels Modell der Luthergestalt für das große Wormser Reformationsdenkmal. Am 31. Oktober 1885 erfolgte auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche in feierlichster Weise die Enthüllung des Standbildes aus Erz. – Eine würdige Nachfeier des 400jährigen Geburtstages bildete die am 12. November stattgefundene Grundsteinlegung zur Martin-Luther-Kirche. Das im romanischen Stile erbaute Gotteshaus wurde am 10. November 1887 eingeweiht und damit seiner Bestimmung übergeben. – An der neuen 1905–1907 erbauten Superintendentur An der Kreuzkirche 6 befinden sich zu beiden Seiten des Eingangs die aus Sandstein gearbeiteten Hermen von Luther und seinem großen Mitarbeiter Melanchthon. An demselben Gebäude, und zwar am Erker des an der Schulgasse stehenden Flügels erblickt man in erhabener Arbeit ein Steinbildwerk, das den Reformator im Kreise seiner Familie und Freunde darstellt.