Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/23

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ob dies sein zweiter oder dritter Besuch war. Letzteres wurde von Pastor Hilscher[1] 1728, M. Ziller[2] 1839 und Konsistorialrat und Superintendent D. Dr. Dibelius[3] 1883 angenommen, während Hasche[4] 1817, Klemm und Hilscher[5] 1837, Lindau[6] und Pfarrer D. Dr. Blanckmeister[7] 1917 eine zweimalige Anwesenheit erwähnen. Nun haben die von den bekannten Lutherforschern Köstlin, Kawerau und Enders angestellten neueren Untersuchungen den Beweis erbracht, daß L. nur zweimal in Dresden gewesen ist, nämlich in den Jahren 1516 und 1518.

Noch weiter gestützt wird diese Tatsache durch einen im dritten Heft der von D. Dr. Franz Dibelius und D. Dr. Gotthard Lechler herausgegebenen Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte, Seite 145–150, enthaltenen Aufsatz, in dem Dr. Friedrich Seifert eingehend die Frage erörtert: „Hat L. 1517 oder 1518 in Dresden gepredigt?“ Er weist dabei auf zwei Briefe L's. vom 7. und 14. Januar hin, von denen hier der zweite Erwähnung verdient, der an den kurfürstlichen Hofprediger Spalatin gerichtet ist. In diesem Schreiben, das in deutscher Übersetzung Pastor Hilscher in seinem II. Etwas zur Altdreßdnischen Kirchen-Historie Seite 34–38 abdruckt, kommt L. nochmals und sehr eingehend auf seine Erlebnisse zurück, als er gelegentlich seiner Predigt vor Herzog Georg in Dresden weilte. Nun weist Dr. Seifert genauer nach, daß L. nicht in der ersten Januarhälfte des Jahres 1518, sondern zu derselben Monatszeit erst 1519 sich in Leipzig aufhielt. Er nimmt daher weiter an, daß der Reformator „in den beiden Briefen vom 7. und 14. Januar 1518 im Drange der Geschäfte in der Jahreszahl sich geirrt hat, was zu Anfange eines neuen Jahres wohl leicht geschehen kann, und daß deshalb die Jahreszahl 1519 zu setzen ist“. So kommt Dr. Seifert zu dem Ergebnis: „L. hat am 25. Juli 1518, nicht 1517, in Dresden, wo er laut seines Schreibens vom 1. September 1518 an Staupitz Mitte 1518 allerdings gewesen ist, vor dem Herzog gepredigt, so daß sein bisher angenommener zweiter und dritter Aufenthalt in Dresden zusammenfiele“ (Seite 150).

Am 14. Februar 1917 hielt Pfarrer D. Dr. Blanckmeister im Verein für Geschichte Dresdens einen Vortrag über „Luther und seine Mitarbeiter in Dresden“ und erwähnte darin laut Anzeigerbericht vom 3. März, Seite 5, daß L's. Predigt in der hiesigen Schloßkapelle am 25. Juli 1517 stattgefunden habe. Auch in der im Juli 1917 erschienenen Schrift Blanckmeisters „Pastorenbilder aus dem alten Dresden“ findet sich auf Seite 1 dieselbe Angabe. Nach den Darlegungen Dr. Seiferts kann sie wohl nicht mehr aufrechterhalten werden.


  1. II. Etwas zur Alt-Dreßdnischen Kirchen-Historie 1728, Seite 3, 45–48.
  2. Der 23. April 1539, Seite 33.
  3. Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte, Zweites Heft, Seite 353, 354.
  4. Diplomatische Geschichte, II. Teil, Seite 150, 151.
  5. Chronik der Königl. Sächsischen Residenzstadt Dresden, I. Band, Seite 170, 171.
  6. Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden. Erste Auflage, erster Band, Seite 426.
  7. Dresdner Anzeiger vom 3. März 1917, Seite 5.