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Mönche. Als man es 1559 mit Einführung der Reformation in Dresden aufhob, waren deren außer fünf Laienbrüdern nur sechs darin.

Während seines ersten Aufenthaltes in unserer Stadt hat L. es sich sehr angelegen sein lassen, wie Pastor Hilscher Seite 22, 25 berichtet, „die Brüder, wie bißher schon einige Zeit auch in Wittenberg von ihm geschehen, zu unterweisen, daß sie nicht an Aristotele, Thoma und anderen Scholasticis hangen, sondern Gottes Wort fleißig lesen, auch nicht in ihren Kräfften und guten Wercken, sondern allein in dem Verdienst Christi und seiner Gnade Vergebung der Sünden und Seligkeit suchen müßten.“

Ganz im Gegensatz zu Weck nimmt der schon erwähnte M. Paul Christian Hilscher, Pastor zu Altendresden, dem wir wertvolle Mitteilungen über die früheren kirchlichen Verhältnisse seines Wohnortes bis 1717 verdanken, eine dreimalige Anwesenheit L's. in Dresden an, und zwar in den Jahren 1516, 1517 und 1518. Auch zu dem zweiten Besuche war der Reformator durch Staupitz veranlaßt worden. Diesen hatte Herzog Georg gebeten, ihm einen frommen und gelehrten Theologen zu schicken, dem er das Amt eines Hofpredigers übertragen könne. Staupitz schlug für diese Stellung L. vor, der deshalb nach Dresden kam und hier nach Hilschers Angabe (Seite 32) am 25. Juli 1517, dem Jakobitage, in der damaligen, wohl 1471–1476 erbauten Schloßkapelle in Gegenwart des Herzogs und seines Hofes über den üblichen Festtext Matth. 20, 20–25 predigte. Auf Grund desselben ermahnte Luther seine Zuhörer eindringlich, sich als das Beste der Seelen Seligkeit von Gott zu erbitten. Man könne der Erhörung dieser Bitte gewiß sein, wenn man das Verdienst Christi ergreife. Luther wurde nicht zum Hofprediger gewählt, denn obgleich die Predigt einem großen Teile der Zuhörer sehr trostreich gewesen war, hatte sie dem Herzog durchaus mißfallen. Erklärte er doch noch an demselben Tage, „er wolle groß Geld darum schuldig sein, wenn er dergleichen Predigt nicht gehört, als welche die Leute nur sicher und ruchlos mache“. (Dibelius, Zweites Heft der Beiträge zur Sächs. Kirchengeschichte S. 355.)

Das von Pastor Hilscher angegebene Jahr 1517, in dem L. am Jakobitage in Dresden jene Predigt gehalten haben soll, die ihm die dauernde Feindschaft des Herzogs Georg eintrug, ist von allen späteren Dresdner Schriftstellern, die darüber etwas veröffentlicht haben, bis in die allerneueste Zeit als das richtige anerkannt und festgehalten worden, zuletzt noch in dem nicht unterzeichneten Aufsatze des Dresdner Anzeigers vom 22. Juli 1917, Seite 15: Martin Luther, der Prediger. Nun gibt es einen Brief L's. vom 1. September 1518, in dem er seinem Gönner Staupitz berichtet, daß ihm wegen seiner nicht lange vorher in Wittenberg gehaltenen Predigt vom Bann in Dresden, wo man sie gekannt habe, ihm von feindlich gesinnten Personen übel mitgespielt worden sei. Man habe ihm die Predigt ins Gesicht geworfen und ungescheut eins und das andere daraus laut zugerufen. „Siehe“, schreibt er u. a., „wie man mir so hämisch zu Leibe will, und ich überall mit Dornen gleichsam umzäunet werde, aber Christus lebet noch und regiert gestern und heute und in Ewigkeit.“ Dieser Brief beweist, daß L. im Sommer 1518 in unserer Stadt gewesen sein muß; es fragt sich nur,