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Urteile über seine Gegner, die ihm dann zürnten, was ihn veranlaßte, den Umgang mit ihnen schließlich einzustellen. Von nun an lebte er ziemlich zurückgezogen, bis er 1818 Dresden verließ.

Eine höchst anziehende Schilderung von den damaligen literarischen Zuständen in Dresden, von Sch's. Charakter und seinen Beziehungen zu den bedeutenden hiesigen Schriftstellern jener Zeit bietet Oskar Walzel in den Sonntags-Beilagen Nr. 34, 35 und 36 des Dresdner Anzeigers 1916. – Obgleich dieser längste Aufenthalt Sch's. in unserer Stadt reichlich vier Jahre dauerte, findet sich sein Name in dieser Zeit in den Dresdner Adreßbüchern nicht verzeichnet. Erst im Buche von 1819 wird der Philosoph unter dem Namen „Anton Schoppenhauer“ aufgeführt, so daß er damals noch als Einwohner Dresdens gegolten haben muß. Dafür spricht auch der Wortlaut folgender Mitteilung in der Fremdenliste des Dresdner Anzeigers vom August 1819, worin die erneute Ankunft des Philosophen gemeldet wird. „Am 25. Aug. Einpassirt. Hr. Dr. phil. Schopenhauer allhier von Leipzig, zur St. Gotha“, damals Schloßgasse Nr. 294, jetzt Schloßstraße 11 (O.-Nr. 724).

Wie aus einem kurzen, aber nicht unterzeichneten Aufsatze der Sonntagsbeilage Nr. 57 des Dresdner Anzeigers vom 11. September 1910 hervorgeht, hat sich Sch. nach 1818 noch zweimal in unserer Stadt aufgehalten. Erst weilte er hier vom August 1819 bis März 1820, nachdem er von seiner ersten italienischen Reise zurückgekehrt war.

Dieses Aufenthaltes gedenkt auch Dr. Georg Müller in einem Aufsatze der Sonntagsbeilage Nr. 37 des Dresdner Anzeigers von 1916. Darin teilt er mit, daß Sch. am 19. Oktober 1819 und am 8. März 1820 persönlich auf dem (alten) Rathause gewesen ist, um Zinsscheine und Wechsel abzuholen, die er im Juli 1814 in der Kommissionsstube zu gerichtlicher Verwahrung übergeben hatte. Freilich wäre es, wie Dr. Müller annimmt, auch möglich, daß in beiden Fällen Sch. nur auf der Durchreise nach Dresden gekommen sei. Auch den Winter von 1824–1825 verlebte Sch. in Dresden, um hier endlich das Ende eines gegen ihn bereits 1821 angestrengten Rechtsstreites herbeizuführen. Eine ältere hiesige Näherin, gegen die der Philosoph augenscheinlich tätlich vorgegangen war, weil sie seine häusliche Ruhe empfindlich gestört haben sollte, hatte ihn verklagt. Alle zuständigen Gerichtsstellen verurteilten ihn. – Leider ist von diesen zwei Besuchen Sch's. in Dresden nicht bekannt, wo er gewohnt und womit er sich beschäftigt hat. – Nach seinem Weggange im Jahre 1818 war er von 1820 an längere Zeit als philosophischer Lehrer an der Universität zu Berlin tätig, siedelte aber 1831 nach Frankfurt a. M. über, wo er bis zu seinem Tode lebte und sich die Ergänzung seiner philosophischen Arbeiten angelegen sein ließ.

Seit dem Frühjahre 1912 besitzt unser Stadtmuseum eine vom verstorbenen Bildhauer Walther Sintenis geschaffene Marmorbüste Sch's., die vom Vorstande der Tiedge-Stiftung angekauft und unserer Stadt geschenkt worden ist.