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zur Verfügung gestellt hatten. Da Frau von Kügelgen zur Stärkung ihrer Gesundheit sich mehrere Wochen in Augustusbad bei Radeberg aufhalten mußte, versorgte L. S. in dieser Zeit den Haushalt. Dabei war es ihr noch möglich, auf der Galerie einige ihr in Auftrag gegebene Nachbildungen von Ölgemälden anzufertigen.

Ganz unvermutet wurde die Künstlerin Zeuge eines Ereignisses, das unsere Stadt in die größte Aufregung versetzte. Während seines längeren Aufenthaltes in Dresden im Jahre 1813 hatte Napoleon namentlich die Neustadt stark befestigen und an den von den Toren nach außen abgehenden Straßen Schanzen anlegen lassen. Die größte unter ihnen war die nicht weit von Kügelgens Wohnhause vor dem Schwarzen Tore gelegene sogenannte Kaiserschanze, die etwa das heutige Gebiet Café Pollender, den Albertplatz und den westlichsten Teil der Bautzner Straße einnahm. Das darin befindliche steinerne Blockhaus wurde, als im Jahre 1814 die Russen Dresden besetzt hielten, zu einem Pulvermagazin eingerichtet. Am Morgen des 27., aber nicht des 24. Juni, wie L. S. berichtet, kam es zu jenem schweren Unglück, das sie in nächster Nähe miterlebte und worüber sie schreibt: Als ich am 24. Juni früh 9 Uhr trotz heftigen Regens mich eben anschickte, in die Galerie zu gehen, ertönte plötzlich ein fürchterlicher Knall. Die Fenster zersprangen, der Ofen stürzte zusammen, die Türen flogen auf, Bilder fielen von den Wänden. Kügelgen rannte mit dem Angstrufe: „Retten wir uns!“ aus seinem Zimmer; die Luft verfinsterte sich durch dicken Qualm. „Eine Pulverexplosion!“ rief es auf der Straße. – Wenn L. S. angibt, das Unglück, das 50 Soldaten und etwa 20 bürgerlichen Personen das Leben kostete und die Dreikönigskirche sowie zahlreiche andere nahestehende Gebäude mehr oder weniger stark beschädigte, sei von den Russen durch unvorsichtiges Entladen einer im Jahre vorher dort gelegten französischen Mine herbeigeführt worden, so ist das ein verzeihlicher Irrtum. In Wirklichkeit hatten die russischen Soldaten dem kurz vorher erlassenen polizeilichen Verbote zuwider in der Kaiserschanze beim Pulverfassen geraucht. „Der Druck der Luft“, berichtet L. S. weiter, „war so gewaltig, daß in dem stundenweit von Dresden entfernten Pirna etliche Fenster zertrümmert wurden. In unserem Hause blieb keine Scheibe unversehrt, Kügelgens auf der Staffelei befindliche Bilder waren mit Glassplittern völlig gespickt. Es war ein furchtbarer Morgen. Wenn man es wagte, aus dem Fenster zu sehen, so begegnete der Blick nicht selten Bahren, auf denen Tote vorübergetragen wurden.“ – Nach einem dreimonatigen, abermals sehr angenehmen Aufenthalte in Dresden, bei dem L. S. öfters mit Elise von der Recke verkehrte, reiste sie gegen Ende September wieder nach Hause.

Wie bereits bemerkt, läßt sich von den drei übrigen Besuchen der Malerin in unserer Stadt nichts mitteilen, doch werden einige Angaben über ihre weiteren Lebensverhältnisse nicht unerwünscht sein. Auch in der Folge war sie immer bemüht, sich in ihrer Kunst zu vervollkommnen. Deshalb besuchte sie vom Juli 1817 bis zum September 1818 die Kunstakademie in München und begab sich von hier aus nach Italien, „dem gelobten Lande aller Künstler“. Während des fünfjährigen meist in Rom