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bekleidete er von 1807 bis 1811 den Posten des Gesandten in Petersburg. Auf seinen Wunsch trat er dann wieder in die militärische Laufbahn zurück, beteiligte sich am Zuge gegen Rußland und war einer der wenigen Vertrauten, die Napoleon im Dezember 1812 auf seiner Rückreise aus dem eisigen Norden nach Paris begleiten durften. An dem im Juli und August 1813 in Prag abgehaltenen Kongresse hatte C. mit Vertretern Rußlands und Preußens ebenfalls teilgenommen, aber zugunsten Napoleons nichts erreichen können. Auch in der Folge ist er mit aller Treue bemüht gewesen, die Sache seines Kaisers zu vertreten. Während der hundert Tage war er Minister des Auswärtigen, erhielt aber nach Napoleons völligem Sturze kein Amt in Frankreich, weshalb er sich auf sein Landgut zurückzog.

Bereits bei seines Kaisers erstem Besuche in Dresden im Jahre 1807 weilte auch C. vom 17. bis 22. Juli mit in unserer Stadt und wohnte im Prinzenpalais, Taschenberg 5. Ebenso befand er sich im Gefolge Napoleons, als dieser in der zweiten Hälfte des Mai 1812, umgeben von seinen mächtigen Verbündeten, in der sächsischen Residenz sich aufhielt. In welchem Gebäude C. damals seine Wohnung gehabt hat, ließ sich nicht feststellen; dagegen ist bekannt, daß er mit seinem Kaiser am zeitigen Morgen des 14. Dezembers 1812 im Loß'schen Palais, zuletzt Kreuzstraße 10, freilich nur wenige Stunden gerastet hat. – Bei seinem langen Aufenthalte, den Napoleon 1813 in Dresden nahm, allerdings zweimal unterbrach, mußte sein treuer, immer unermüdlich für ihn sorgender Großstallmeister dauernd in seiner unmittelbaren Nähe weilen, deshalb wohnte dieser vom 8. bis 18. Mai mit dem Kaiser im Schlosse, vom 10. Juni bis 15. August im Marcolinischen Palais, jetzt Friedrichstraße 41, und vom 26. August bis 7. Oktober wieder mit im Schlosse.


Nr. 162. Alexander I., Pawlowitsch, Kaiser von Rußland, 1777–1825. Es waren kriegerische Verhältnisse, die ihn nach Dresden geführt haben. Erstmalig besuchte er unsere Stadt am 11. November 1805, nachdem er unmittelbar vorher in Potsdam mit Friedrich Wilhelm III. von Preußen ein Bündnis gegen Napoleon I. geschlossen hatte und nun nach Mähren reiste, um dort sein Heer zu besichtigen. Geleitet von einer Schwadron kurfürstlicher Gardereiter, die ihm bis Meißen entgegengekommen war, hielt er in der 12. Nachtstunde unter Geschützdonner und den Jubelrufen der bereits seit dem Nachmittag seiner Ankunft harrenden Einwohner Dresdens hier seinen Einzug. Der Kurfürst mit den übrigen Gliedern seiner Familie empfing den hohen Gast im Schlosse, in dem dieser für die zwei Tage seines hiesigen Aufenthaltes Wohnung nahm. Am 12. November beteiligte sich der Kaiser mit dem Kurfürsten zunächst an einer Truppenschau, besichtigte sodann die Gemäldesammlung, die Mengs'schen Gipsabgüsse und das Grüne Gewölbe. Seine größte Aufmerksamkeit freilich brachte er den von den verschiedenen Kriegsschauplätzen in Dresden bei ihm eingehenden Nachrichten