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konnte, daß der Feldzug nach Rußland so vielen sächsischen Soldaten ein frühes und trauriges Ende bereitet hatte. Als daher R., der den Sachsen überhaupt nicht wohlgesinnt war, durch seine sofort getroffenen Maßnahmen zeigte, daß er in Dresden die Festungswerke, die in den letzten Jahren auf Napoleons Anordnung hatten teilweise geschleift werden müssen, wieder in Verteidigungszustand setzen wollte, und sogar, freilich auf Befehl des Vizekönigs Eugen, damit beginnen ließ, auf Altstädter Seite den vierten Pfeiler der Augustusbrücke anzubohren und zu unterhöhlen, um ihn bei Annäherung der Russen und Preußen sprengen zu können, da entstand am Morgen des 10. März unter der auf und an der Brücke angesammelten gewaltigen Volksmenge eine bedenkliche Erregung. Diese steigerte sich bald zu allgemeiner Erbitterung, und nun kam es zwei Tage lang nicht nur zu lärmenden Kundgebungen, sondern auch zu sehr ernsten Ausschreitungen. Schreiende Volkshaufen zogen vor R's. Wohnung, deren Fenster sie „sogar bis ins oberste Stockwerk“ einwarfen, wobei die Rufe erschollen: „Franzosen fort!“ „Reynier heraus!“ „Fort mit Reynier!“ „Vivat Alexander!“ Erst nach wiederholtem Einschreiten der Bürgergarde und sächsischer Infanterie gelang es, glücklicherweise ohne Blutvergießen, die Ruhe in der Stadt wiederherzustellen. R., dem am Vormittag des 11. März eine Abordnung des Rates und der Bürgerschaft ihr Bedauern über die in den letzten Tagen stattgefundenen Vorkommnisse ausgesprochen hatte, verlangte natürlich die Bestrafung der Haupträdelsführer. Etwa 15 der verdächtigen Personen wurden ermittelt und zehn von ihnen auf dem Königstein gefangengesetzt, jedoch bereits im nächsten Monat auf ausdrückliche Anordnung Blüchers wieder freigelassen. – Da sich infolge behördlicher Bekanntmachungen und der Verhängung des Belagerungszustandes über die Stadt deren Einwohnerschaft beruhigt hatte, war in der Nacht zum 12. März, allerdings unter starker militärischer Bewachung, die Bohrarbeit an dem vierten Brückenpfeiler wieder aufgenommen, aber von dem genannten Tage an der volle Verkehr über die Brücke gestattet worden.

Da der äußerst harte und gänzlich gefühllose Marschall Davout am Spätvormittag des 13. März in Dresden einzog, Graf R. unter ihm aber nicht dienen wollte, verließ dieser ohne höhere Erlaubnis sofort seine Truppen und die Stadt und begab sich mit seiner Begleitung nach dem im benachbarten Plauen gelegenen Reisewitz'schen Garten. Die Räume des dort befindlichen, 1892 aber abgebrochenen Wasserpalais dienten R. einen Tag zur Wohnung. Am 14. März verließ er die hiesige Gegend für immer.


Nr. 161. de Caulaincourt (auch Coulincourt), Armand Augustin Louis, Herzog von Vicenza, 1772–1827. 1787 in die Armee eingetreten, beteiligte er sich mit Auszeichnung an mehreren Feldzügen, wurde verhältnismäßig schnell befördert, und nachdem er seit 1801 Brigadegeneral und dritter Adjutant Bonapartes gewesen, 1805 zum Divisonsgeneral und Großstallmeister Napoleons sowie zum Herzog von Vicenza ernannt. Nicht nur als Offizier, sondern auch als Staatsmann war C. tätig. So