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erfuhr der Kaiser bald, daß sich von Böhmen her eine feindliche Armee der sächsischen Residenz nähere. Sofort mußte M. nach Dresden eilen, um hier die Lage zu erkunden und dem Marschall St. Cyr zu melden, Napoleon werde mit seiner schlesischen Armee der bedrängten Stadt möglichst schnell zu Hilfe eilen. In der 11. Vormittagsstunde des 24. Augusts war M. in Dresden angelangt und hatte sich „nach kurzem Aufenthalte in seinem alten Ouartier, dem Maximilianischen Gartenpalais an der Ostra-Allee“ (Brabant S. 256), ein Stück südwärts vor die Stadt begeben, um die bei Räcknitz und Zschertnitz befindlichen feindlichen Stellungen zu erkunden. Etwa in der Gegend der heutigen Strehlener Straße wäre er beinahe einer Kosakenschar in die Hände gefallen, die aus einem Hinterhalte hervorbrach, aber rechtzeitig durch Artilleriefeuer aus einer nahen französischen Schanze vertrieben wurde. – Natürlich war M. in der Schlacht bei Dresden, in der er den französischen rechten Flügel befehligte, hervorragend beteiligt. Es gelang ihm nicht nur, der Armee Schwarzenbergs den Rückzug nach Freiberg zu verlegen, sondern auch deren linkem Flügel sehr schwere Verluste beizubringen und die Verbündeten bis ins Erzgebirge zu verfolgen. Am 2. September kehrte M. von dort nach unserer Stadt zurück, verließ sie aber am Abend des nächsten Tages gemeinsam mit seinem kaiserlichen Schwager, um sich gegen den in Schlesien stehenden Blücher zu wenden. Nach Dresden ist M. nie wieder gekommen.


Nr. 160. Reynier, Jean Louis Ebenezer, Graf, 1771–1814, außerordentlich kriegsgeübter französischer General. Von Beruf Ingenieur trat er 1792 bei der Artillerie ein, erstieg verhältnismäßig schnell hohe militärische Rangstufen und stand schon bei Napoleons Feldzug nach Ägypten 1798 an der Spitze einer Division. Von dort zurückgekehrt, kämpfte R. in Italien, später gegen Österreich. In dem Feldzuge nach Rußland 1812 befehligte er die sächsische Armee, die das siebente Korps des gewaltigen französischen Heeres bildete. Im nächsten Jahre focht R. in den Schlachten von Großgörschen den 2. Mai, Bautzen den 20. und 21. Mai, Großbeeren den 23. August und Dennewitz den 6. September, wurde aber in dem Völkerringen bei Leipzig gefangengenommen. Zwar erhielt er durch Auswechselung bald seine Freiheit wieder, so daß er nach Paris zurückkehren konnte. Freilich war seine Lebenskraft durch schwere Krankheit völlig gebrochen, die denn auch bereits Ende Februar 1814 seinen Tod herbeiführte.

Als R. am 8. März 1812 in militärischen Angelegenheiten zum ersten Male nach Dresden kam, hielt er sich eine Woche hier auf. Fand sich auch keine Angabe darüber, in welchem Gebäude er damals gewohnt hat, so erscheint es doch wahrscheinlich, daß es das von ihm später benutzte Brühl'sche Palais gewesen ist. Am 4. März 1813 traf R. von Bautzen kommend, abermals in unserer Stadt ein und nahm in dem erwähnten schönen Bau Augustusstraße 3 Wohnung. Obgleich er auch diesmal nur sieben Tage hier weilte, wurden sie für ihn eine höchst unruhige Zeit, weil man es auch in Dresden nicht verschmerzen