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den vollen Ernst ihrer Lage recht deutlich vor Augen zu führen, war der Einzug der Artillerie in die Stadt mit brennenden Lunten erfolgt. Da die Russen auf der rechten Elbseite sich Dresden immer bedrohlicher näherten, ließ D. die schon von Reynier angeordneten Verteidigungsmaßnahmen sowie auch die Arbeiten zu der sich etwa nötig machenden Sprengung der Elbbrücke unter Beihilfe von 50 aus dem Plauenschen Grunde herbeigerufenen Bergleuten Tag und Nacht eifrig fortsetzen. Wohl trug eine Abordnung des Rates und eine solche von Landesvertretern dem Marschall die Bitte vor, die Brücke zu schonen; wohl erhob bei ihm die 77jährige Prinzessin Elisabeth, die Tante des seit dem 25. Februar in Plauen i. V. weilenden Königs Friedrich August sowie auch dieser selbst Vorstellungen wegen der geplanten Zerstörung des altehrwürdigen Bauwerkes. D. hatte für alle diese Bemühungen nur kalte, schroffe Abweisung. Als man nun am 18. März das auf einem künstlichen Felsen stehende, 4,5 Meter hohe metallene Kreuzbild abhob, weil es bei der Sprengung des anstoßenden Pfeilers höchst gefährdet war, erkannte man, daß sich das tatsächlich zwecklose Zerstörungswerk nicht verhindern ließ.

Auf Befehl des Marschalls wurde am 18. sowie nochmals am 19. März früh 5 Uhr der Einwohnerschaft durch Anschlag bekanntgegeben, daß, sobald an letzterem Morgen drei Kanonenschüsse gehört würden, jedermann sich schleunigst nach seinem Hause zu begeben habe und es nicht eher als drei Stunden nach Ablauf dieser Schüsse verlassen dürfe. Gegen 9 Uhr ertönten sie, und nun suchten die allermeisten der auf den Gassen und Plätzen weilenden Menschen schleunigst und ängstlich ihr Heim auf, während eine kleine Anzahl Neugieriger es wagte, von geschützten Stellen an beiden Elbufern aus die Sprengung zu beobachten. Der unterhöhlte und mit Pulver gefüllte Pfeiler zerbarst bis zum Wasserspiegel und stürzte mit den beiden anliegenden Bogen mit dumpfem Krach in die hochaufspritzenden Fluten. D. hatte während des Zerstörungswerkes unter dem Georgentor gestanden, den Befehl zum Anzünden der Leitfeuer gegeben und sich nach erfolgter Sprengung davon persönlich überzeugt, daß sie zu seiner Freude ausgezeichnet gelungen war. Einige Stunden später verließ er Dresden und folgte seinen zum Teil bereits nach Magdeburg abgegangenen Truppen.


Nr. 158. Friedrich Wilhelm III., 1770–1797 Prinz, 1797–1840 König von Preußen. In Dresden ist er nur zweimal gewesen. Zum ersten Male erschien er hier am 26. Mai 1812 und zwar ohne irgendwelche Empfangsfeierlichkeiten, da er sie sich verbeten hatte. Er bewohnte die ihm im Prinzenpalais Taschenberg 3 zur Verfügung gestellten Zimmer des Prinzen Maximilian. Wahrscheinlich ist der König zu diesem Besuche durch eine Einladung des sächsischen Hofes veranlaßt worden; aus freiem Willen wäre er, obgleich er im Februar 1812 notgedrungen mit Frankreich ein Schutzbündnis abgeschlossen hatte, wohl schwerlich nach Dresden gekommen; mußte er hier ja mit dem zusammentreffen, der ihm durch den 1807 zu Tilsit geschlossenen Frieden sein Land um die Hälfte verkleinert hatte. Vielleicht lag auch bei