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Anwesenheit brachte für den Kaiser ein fortwährendes ruheloses Gehen und Kommen.

Bekanntlich war von ihm die furchtbare Schlacht bei Dresden am 26. und 27. August gewonnen worden, und seine gewaltigen Gegner hatten sich nach Böhmen zu zurückziehen müssen. Am Morgen des 28. verließ der Sieger das Schloß, besichtigte das Schlachtfeld und ritt weiter nach Pirna. Sehr heftig auftretende Leibschmerzen, die er auf eine mögliche Vergiftung zurückführte, aber wohl einer Erkältung zuzuschreiben waren, veranlaßte ihn, sogleich nach Dresden zurückzukehren, wo er abends 5 Uhr anlangte. Am nächsten Morgen fühlte er sich wieder völlig wohl. – Um sich gegen den siegreich vordringenden Blücher zu wenden, folgte N. am 3. September abends 7 Uhr seinen am Tage vorher von Dresden nach der Lausitz abgeschickten Truppen; da aber der Gegner aus gutem Grunde einer Schlacht auswich, überdies auch der Kaiser erfuhr, daß die böhmische Hauptarmee die sächsische Grenze abermals überschritten hatte und weiter vorrückte, eilte er nach Dresden zurück, wo er nach Lindau und Taggesell am 6., nach Schimpff am 7. September eintraf. Bereits am 8. zog er mit seinen Garden nach der böhmischen Grenze, war dort im Kampfe auch erfolgreich, mußte aber infolge des neuen Vordringens Blüchers sich nach Dresden zurückbegeben. Hier langte er mit Teilen der jungen Garde am Mittage des 12. Septembers an, eilte aber, da sein an der böhmischen Grenze stehender General, Graf von der Lobau, durch den Feind in Bedrängnis geraten war, am 15. September mit seinen Gardetruppen zu Hilfe, ging auch bis Kulm vor, mußte hier aber zurückweichen. Nachdem er auf dem Rückwege das Schloß Sonnenstein besichtigt und dessen stärkere Befestigung angeordnet hatte, erfolgte am 21. September seine Rückkehr nach Dresden. Schon am anderen Tage brach er gegen den bis Bautzen vorgedrungenen Blücher auf, der sich aber auch diesmal freiwillig zurückzog, so daß N. am 24. September in unserer Stadt eintreffen konnte. Neue Angriffe unternahm er zunächst nicht, denn er wollte seine weiteren Entschließungen von den Unternehmungen seiner Gegner abhängig machen; dagegen war er eifrig bemüht, die schon früher auf seine Anordnung um unsere Stadt aufgeführten Schanzen noch weiter zu verstärken.

Nachdem er in Erfahrung gebracht hatte, daß die schlesische und die Nordarmee der Verbündeten auf das linke Elbufer übergegangen waren und einen Angriff auf Leipzig planten, zog N. seine Streitkräfte ebenfalls zusammen und gab die bisher festgehaltene Elblinie auf, um sich auch nach Leipzig zu wenden. In der Nacht vom 6. zum 7. Oktober, die er angestrengt arbeitend verbracht hatte, traten die Garden ihren Abmarsch von Dresden an; der Kaiser folgte ihnen am anderen Morgen bald nach 6 Uhr. Als er die Stadt verließ, in der ihm wiederholt herrliche Tage bereitet worden waren, donnerten ihm die Kanonen von den Festungswällen einen allerletzten Scheidegruß nach. Dresden hat der kühne Eroberer nie wieder gesehen; ging er ja jetzt seinem Verhängnis entgegen!