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sofort wieder beginnen mußte. Deshalb arbeitete der Kaiser in diesen Tagen mit größtem Eifer an dem Entwurfe des neuen Feldzugsplanes, bestimmte auch, daß die Feier seines auf den 15. August fallenden Geburtstages bereits am 10. August stattfinden sollte. Sie verlief besonders glänzend und brachte am Vormittag eine vom prächtigsten Wetter begünstigte großartige Musterung von 40 000 Mann auserlesener Truppen auf den Ostrawiesen. Natürlich nahmen der Kaiser, der sächsische König, die Prinzen und ein glänzendes Gefolge, sowie eine überaus große Volksmenge an diesem prachtvollen militärischen Schauspiele lebhaften Anteil. Nach dem am Mittage in der katholischen Kirche abgehaltenen Festgottesdienste mit Te Deum unter Geschützdonner erfolgte teils auf der Hauptstraße in der Neustadt, teils in verschiedenen Lagern vor der Stadt eine Speisung aller Truppen. Abends fand im Schlosse eine sehr glänzende Festtafel statt, an der natürlich auch N., der den ganzen Nachmittag über in seinem Palais emsig gearbeitet hatte, teilnahm. Ein prachtvolles, auf der Brücke und auf der Elbe abgebranntes Feuerwerk, dem der Kaiser vom Schlosse aus zusah, beendete den festlichen Tag, an dem nach Odelebens Angabe N. dauernd „außerordentlich ernsthaft und nachdenkend“ gewesen sein soll. Ahnte er vielleicht, daß nach diesem Glanzpunkte in seinem Leben es mit ihm nun abwärtsgehen könnte?

Am 15. August nachmittags 5 Uhr verließ der Kaiser in Begleitung seines Schwagers, des Königs von Neapel, unsere Stadt und begab sich zu Wagen über Bautzen zu seinen in Schlesien stehenden Truppen. Als er am 23. August von dem in Dresden weilenden Marschall St. Cyr schriftlich davon Kenntnis erhielt, daß aus Böhmen die Hauptarmee der Verbündeten in Sachsen eindringe und dessen Hauptstadt gefährde, kehrte N. mit Teilen seines Heeres schleunigst nach der sächsischen Residenz zurück, nachdem es bereits bei deren südlichen Vororten am 24. August zu ernstlichen Gefechten gekommen war. Die Angst der Bewohner, die einen Sturm der Feinde auf die Stadt befürchteten, stieg aufs höchste. Am Vormittag des 26. August traf der Kaiser in Dresden ein und begab sich sogleich ins Schloß, wo er den König kurz begrüßte, dann zu Pferde stieg und nach dem Schloßplatze ritt. Hier ließ er seine ankommenden Truppen an sich vorüberziehen. Die Stelle, an der er damals gehalten hat, ist heute noch kenntlich an dem etwa einen Quadratmeter großen, von gleichförmigen Pflastersteinen eingefaßten gleichseitigen Viereck, dessen Mitte ein größerer, ebenfalls viereckiger Stein einnimmt. Man findet die Stelle leicht, wenn man, von der Schloßstraße kommend, das Georgentor auf der linken Gangbahn durchschreitet, in derselben Richtung zunächst bis an die erste dort stehende Bogenlampe und von dieser links abbiegend, in nordwestlicher Richtung etwa 14 Schritte weiter geht.

Während seines letzten Dresdner Aufenthaltes wohnte N. wieder im Schlosse und zwar im zweiten Obergeschoß in denselben Räumen, die er bisher stets innegehabt hatte, so oft er Gast des sächsischen Königs gewesen war. Die Zeit seiner letztmaligen hiesigen