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der Ärzte wurde als Empfangssaal benutzt. Daneben befand sich das Ankleidezimmer, während die jetzigen Apothekerräume als Schlafgemach des Kaisers dienten. (Vergl. A. Fiedler, Zur Geschichte des Marcolini'schen Palais S. 22, 23.)

Während dieses Aufenthaltes war er wieder äußerst tätig. Über die alte und junge Garde, die in der Stadt und deren Umgebung Unterkunft gefunden hatte, wie über die fast täglich hier eintreffenden, aber bald weiter ziehenden französischen Truppen hielt N. auf den nahegelegenen großen Wiesen des Ostrageheges sehr häufig Musterungen ab. Anfangs ritt er stets durch das Ostravorwerk, dessen Verwalter sich ernstlich darüber beklagte; deshalb benutzte der Kaiser später den Weg durch das seiner Wohnung gegenüberliegende Wallwitz'sche Grundstück, jetzt Friedrichstraße 52, das ebenfalls einen Ausgang nach dem Gehege besaß. – Um Dresden vor feindlichen Angriffen noch besser zu sichern, hatte N. die Anlegung von starken Schanzen und anderen Befestigungsarbeiten angeordnet, die er ebenfalls fast täglich besichtigte und deren Ausführung er streng überwachte. Namentlich in der nur wenig geschützten Neustadt wurde eine größere Anzahl Schanzen errichtet.

Öfters verließ der Kaiser, wenn auch meist nur auf kurze Zeit, unsere Stadt, um Sachsen und besonders seine Verteidigungspunkte kennen zu lernen und namentlich Geländestudien zu machen. So besuchte er im Juni die Festung Königstein und das Schloß Sonnenstein, ferner Lohmen und Wehlen wo er besonders die Elbufer in Augenschein nahm, Königsbrück und seine Umgebung, das Schloß Stolpen, den Lilienstein, nochmals den Königstein und Struppen, im Juli Moritzburg, Radeburg, Radeberg, Sedlitz, Luckau, Lübben und Guben in der Niederlausitz, um die dort liegenden französischen Truppen zu mustern. Am 10. Juli trat er eine größere Reise an, auf der er u. a. in Torgau, Wittenberg, Dessau und Magdeburg weilte und die dortigen Truppen und die Festungswerke besichtigte. Nach fünftägiger Abwesenheit traf der Kaiser wieder in Dresden ein.

In seinem hiesigen Palais führte er im ganzen eine einfache Lebensweise. Allerdings sah er außer bei den fast täglichen Vormittagsempfängen auch sonst Besuch bei sich. Öfters sprachen der König oder Glieder seiner Familie, zuweilen aber auch auswärtige Fürstlichkeiten, wie der Herzog von Weimar, der Prinz von Hessen-Darmstadt sowie der König von Westfalen, des Kaisers jüngster Bruder Jérôme im Marcolini'schen Palais vor.

Als eine der wichtigsten Personen, die hier von N. empfangen wurden, ist der damalige Graf, der spätere Fürst Metternich, seit 1809 Minister der auswärtigen Angelegenheiten beim Kaiser von Österreich, zu nennen. Er war am 25. Juni 1813 nach Dresden gekommen, um die bereits von Preußen und Rußland angenommene Vermittelung Österreichs auch N. anzubieten, falls dieser mit den beiden verbündeten Gegnern Frieden schließen wolle. Die darauf bezügliche denkwürdige und folgenschwere Unterredung Metternichs soll nach dem zweiten Teile des bereits erwähnten französischen Berichtes am 26. Juni stattgefunden