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Wiederholt hielt N. Truppenbesichtigungen ab, so am 15. Mai vor der Neustadt von erst kurz zuvor hier eingetroffenen französischen Soldaten; zwei Tage später an dem gleichen Orte in Gemeinschaft mit König Friedrich August von zwei sächsischen Kürassierregimentern. – Mit dem soeben aus Wien in Dresden angekommenen österreichischen General Graf Bubna hatte N. sowohl am 16. als auch am 17. Mai eine geheime, sich auf wichtige Staatsangelegenheiten beziehende Unterredung. Die erste dauerte von abends 8 Uhr bis nachts 2 Uhr, die zweite auch drei Stunden. Beide Besprechungen betrafen wahrscheinlich die Stellung Österreichs zu den Verbündeten. – Nachdem der König Friedrich August in der Mittagsstunde des 18. Mai dem Kaiser einen Abschiedsbesuch abgestattet hatte, verließ letzterer bald darauf ohne jede Feierlichkeit unsere Stadt, in der bei seinem diesmaligen Aufenthalte wegen der kriegerischen Zeitverhältnisse Festlichkeiten völlig unterblieben waren.

Vom König bis ein Stück über das Lincke'sche Bad begleitet, begab sich N. nach der Lausitz, um die Verbündeten aus den von ihnen noch besetzten Teilen Sachsens zu vertreiben. Dies gelang ihm auch durch den am 20. und 21. Mai nicht fern von Bautzen über sie erfochtenen entscheidenden Sieg, nach welchem er ihnen aber den erbetenen zweimonatigen Waffenstillstand bewilligte. Bald nach dessen Abschluß verlegte N. sein Hauptquartier wieder nach Dresden, wo er, ohne daß selbst der König davon verständigt worden war, am 10. Juni früh 5 Uhr unerkannt zu Wagen anlangte. Diese Tatsache ist durch eine in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrte, von einem zwar unbekannten, jedoch genau unterrichteten Verfasser herrührende, freilich nicht unterzeichnete Handschrift festgestellt.[1] Daher muß die sowohl von Lindau Bd. II., S. 598 als auch von Taggesell S. 120 gebrachte Mitteilung, N. sei auch diesmal unter Glockengeläut und Kanonendonner in Dresden eingezogen, als unrichtig bezeichnet werden. Allerdings bekam die Bewohnerschaft noch beides, aber erst am 13. Juni zu hören, um ihr zu künden, daß der Kaiser wieder in der Stadt weile.

Da er diesmal sich hier länger aufzuhalten gedachte und dem Hofe nicht lästig fallen wollte, bezog er das in der Friedrichstadt gelegene Marcolini'sche Palais, jetzt Friedrichstraße 41, das ihm von seinem damaligen Minister des Auswärtigen, Maret, Herzog von Bassano, ausgesucht und eingerichtet worden war. N. bewohnte im Mittelpalais das[WS 1] Erdgeschoß. Im Mittelsaal, der jetzt als Geschäftsstelle dient, pflegten sich die Generäle und Minister zu versammeln; der danebenliegende Raum, den jetzt Kassierer und Buchhalter innehaben, war das Arbeitszimmer des Kaisers. Das derzeitige Beratungszimmer

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: des
  1. Letztere wurde vom Vicomte de Grouchy im Sommer 1900 durch den Druck veröffentlicht. Deren von Oberlehrer Dr. Friedrich Aster besorgte Übersetzung ins Deutsche ist in Nr. 2 des XI. Jahrgangs der Dresdner Geschichtsblätter erschienen. Der handschriftliche Bericht zerfällt in zwei Teile, von denen der erste – Seite 86–89 – sich auf N's. Aufenthalt in Dresden vom 16. bis 29. Mai 1812, der zweite dagegen – Seite 90–98 – auf sein Hiersein vom 8. Mai bis 25. Juli 1813 bezieht.