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Zum zweiten Male kam N. 1812 nach Dresden, als er von St. Cloud nach Polen reiste, um die dort an der Weichsel versammelte große Armee vor ihrem Aufbruche nach Rußland zu besichtigen. In der 12. Nachtstunde des 16. Mai zog er, diesmal von seiner Gemahlin Marie Louise und einem glänzenden Gefolge von 46 Personen begleitet, wie bei seinem ersten Besuche unter Kanonendonner und Glockengeläut in Dresden ein. Das sächsische Königspaar war den kaiserlichen Gästen bis Freiberg entgegengefahren. Auch diesmal wohnte N. im Schlosse und zwar in den im zweiten Obergeschoß gelegenen Zimmern des ehemaligen Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen Friedrich August II., während die Kaiserin die im gleichen Stockwerk befindlichen Zimmer des Prinzen Albert, des Onkels vom damaligen sächsischen König, bezog.

Zur Begrüßung N's. trafen in den nächsten Tagen in unserer Stadt noch andere fürstliche Personen ein, unter ihnen der Kaiser von Österreich Franz I. nebst Gemahlin, die Königin von Westfalen, zuletzt auch der König von Preußen Friedrich Wilhelm III. mit dem Kronprinzen. Natürlich gab es auch diesmal zahlreiche Festlichkeiten, Besichtigungen, gegenseitige tägliche Besuche der Fürstlichkeiten, besonders sogenannte Morgenaufwartungen bei N. Auch eine Fahrt nach Moritzburg zur Jagd auf Wildschweine fehlte nicht. Erwähnt zu werden verdient es, daß Frankreichs Kaiser während seines diesmaligen hiesigen Aufenthaltes bei den Einwohnern nicht jene begeisterte Aufnahme fand, wie bei seinem Besuche im Jahre 1807. Zwar strömten noch immer die Leute herbei, um den damals gewaltigsten Mann Europas zu sehen, aber man begegnete ihm infolge der Furcht, die er diesmal einflößte, bei seinen Ausfahrten stets mit Kälte. Das war ihm umso ärgerlicher, als man die beiden gleichzeitig mit anwesenden Monarchen, den Kaiser Franz I. von Österreich und den überaus leutseligen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, so oft sie sich öffentlich zeigten, mit lautem Jubel und großer Herzlichkeit begrüßte.

Nachdem sich N. am Nachmittag des 28. Mai vom sächsischen Hofe und allen bei ihm weilenden fürstlichen Besuchern verabschiedet hatte, verließ er am nächsten Morgen früh ½4 Uhr „ohne Feierlichkeiten“ unsere Stadt, um sich über Bautzen nach Polen zur großen Armee zu begeben. Seine Gemahlin blieb noch in Dresden und besuchte von hier aus Tharandt, Pillnitz, auch die Festung Königstein, ehe sie am 4. Juni nach Prag zurückreiste.

Bei diesem zweiten Besuche in der sächsischen Residenz stand N. auf dem Gipfel seiner Macht und seines Ruhmes; als er nach reichlich sechs Monaten ohne seine fast ganz vernichtete Armee aus Rußland zurückkehrte und auf seiner Heimreise nach Paris in Dresden einen nur wenige Stunden dauernden Aufenthalt nahm, zeigte sich sein Glücksstern bereits stark im Erbleichen. Am 5. Dezember 1812 hatte der Kaiser mit wenigen Getreuen sein Heer in Rußland verlassen; in der dritten Morgenstunde des 14. traf er, von Bautzen kommend, zu Schlitten am Weißen Tore in der Neustadt ein und wollte sich auf dem nächsten Wege