Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/163

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stellung in Königsberg, dann in Berlin und kam, nachdem er ein halbes Jahr in französischer Gefangenschaft gewesen war, erneut nach dem ihm schon bekannten Dresden, wo er sich bis zum Frühjahre 1809 aufhielt. Erbittert über die damals überaus traurigen politischen Verhältnisse in Deutschland, das ja von Napoleon völlig geknechtet wurde, und über den Umstand, daß der König von Sachsen ein Verbündeter des Franzosenkaisers war, wendete er sich wieder nach Berlin. Leider gelang es ihm hier nicht, eine erhoffte Anstellung zu finden, noch sein vollendetstes Drama „Prinz Friedrich von Homburg“ bei einer dortigen Bühne anzubringen. Mit sich selbst und der Welt gänzlich zerfallen, machte der geistig völlig zerrüttete große Dichter im November 1811 bei Potsdam seinem Leben freiwillig ein Ende. Seine Grabstätte ist jetzt Reichsbesitz und wird von der Gemeinde Wannsee dauernd in einem würdigen Zustande erhalten.

Viermal ist K. in Dresden gewesen. Auf einer Reise nach Würzburg, wo er hoffte, von einem alten Leiden geheilt zu werden, kam er am Spätabend des 2. September 1800 zum ersten Male in unsere Stadt. Es ließ sich nicht feststellen, in welchem Gasthofe er während seines diesmaligen ganz kurzen Aufenthaltes gewohnt hat. Der Brief, den er von hier aus an seine Braut schrieb, enthält keine darauf bezügliche Angabe; dagegen erfährt man aus dem Schriftstücke, daß der Dichter von unserer Stadt, die er freilich nur ganz flüchtig sah, keinen besonders günstigen Eindruck empfangen hat. Über den Plauenschen Grund und Tharandt, wohin er sich am 3. September begab, spricht er sich jedoch ganz begeistert aus.

Körperlich genesen war K. aus Würzburg zurückgekehrt, aber seine im nächsten Winter in Berlin wieder aufgenommenen philosophischen Studien hatten ihn geistig in einen Zustand der Verzweiflung versetzt. Eine Reise nach Paris in Begleitung seiner treuen Schwester sollte ihm Besserung bringen. Auf dem Wege nach der französischen Hauptstadt nahm er in Dresden, wo er wohl gegen Ende April 1801 eintraf, einen etwa dreiwöchigen Aufenthalt, bei dem er die Stadt eingehend kennen und überaus schätzen lernte. Von der Brühl'schen Terrasse, die einen Blick auf „das herrliche Elbtal“ bietet, war der Dichter entzückt; aber auch der oft wiederholte Besuch der Gemäldegalerie, der Gipsabgüsse, des Antikenkabinetts, namentlich der katholischen Hofkirche, bereitete ihm innige Freude. Auch die nähere und weitere Umgebung Dresdens, namentlich wieder der Plauensche Grund, jedoch auch das Elbtal von Dresden bis Aussig entlockten ihm in zwei Briefen an seine Braut Worte hoher Bewunderung.

Wo K. diesmal in unserer Stadt sein Heim aufgeschlagen hatte, ließ sich ebensowenig ermitteln, als bei seinem dritten hiesigen Aufenthalte, der in den Frühling des Jahres 1803 fällt und von längerer Dauer war. Obgleich der Dichter mit der ihm bereits bekannten Familie v. Schlieben und mit seinen beiden Freunden Ernst v. Pfuel und Rühle v. Lilienstern viel verkehrte, fühlte er sich jetzt wieder tief unglücklich und konnte sich nicht freimachen von den krankhaften Todesgedanken, denen er fast in jedem Gespräche Ausdruck verlieh. Zuweilen