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deshalb verließ er Dresden am 20. Juli desselben Jahres und begab sich nach Weimar, blieb aber mit der sächsischen Residenz durch brieflichen Verkehr dauernd in enger Verbindung.

Nach längerer Zeit regte sich im Dichter der lebhafte Wunsch, seine hiesigen Freunde einmal wiederzusehen und hoffte er, das 1791 tun zu können; seine damalige erste schwere Erkrankung an einem Lungenleiden ließ den Plan erst im nächsten Jahre zur Ausführung gelangen, als Sch. sich wesentlich wohler fühlte. So traf er denn Mitte April 1792 zum zweiten Male, aber jetzt mit seiner Gattin Charlotte, in Dresden ein und wohnte wieder im alten Körnerhause, jetzt Körnerstraße 7. Der Loschwitzer Weinberg kam für den diesmaligen Aufenthalt nicht in Frage. Überhaupt lebte der Dichter bei seiner zweiten, nur vier Wochen dauernden Anwesenheit in unserer Stadt sehr zurückgezogen. Köstliche Stunden bereiteten ihm die mit seinem lieben Freunde Körner täglich geführten Gespräche, z. B. über Kant's Philosophie sowie über verschiedene Zukunftspläne. So wurde u. a. auch das Erscheinen einer ästhetisch-historischen Monatsschrift, die Sch. herauszugeben beabsichtigte, gründlich erörtert. Unter dem Namen „Die Horen“ trat sie später wirklich ins Leben, doch brachte sie es trotz der von Schiller, Goethe, Körner und anderen geistig hochstehenden Männern gelieferten Beiträge nur zu drei Jahrgängen (1795–1797). Durch den vierwöchigen Aufenthalt in Körner's trautem Familienkreise geistig und körperlich recht gestärkt, schied Sch. am 13. Mai 1792 von seinen Gastgebern und reiste mit seiner Gattin nach Jena zurück.

Wohl hatte er versprechen müssen, seinen nächsten Besuch in Dresden nicht zu weit hinauszuschieben; trotzdem vergingen neun Jahre, ehe der Dichter mit seiner Lotte den Boden unserer Stadt wieder betrat. Das geschah am 9. August 1801. Bei diesem letzten vierwöchigen Besuche nahm Sch. seinen Aufenthalt nicht in Körner's Stadtwohnung, sondern in dessen Loschwitzer Weinbergshäuschen. Zu dieser Wahl hatte ihn der Umstand veranlaßt, daß Körner gerade damals wegen Überhäufung mit Amtsgeschäften sich dem Freunde nur Sonntags widmen konnte. Bis Ende August blieb Sch. in Loschwitz, wo er auch diesmal eine Reihe köstlicher Tage verlebte. Am 1. September zog er mit seiner Gattin wieder in die Stadt und wohnte in einem an der jetzigen Landhausstraße stehenden Hause[1], das sich trotz angestellter Nachforschungen im hiesigen Körnermuseum bisher noch nicht hat feststellen lassen. Die hier verlebten zwei Wochen benutzte der Dichter dazu, verschiedene Kunstsammlungen, aber auch seine hiesigen Freunde zu besuchen. Als er am 15. September Dresden verließ, um in Begleitung des Körner'schen Ehepaares zunächst nach Leipzig zu reisen und im dortigen Stadttheater der ersten Aufführung seiner Jungfrau von Orleans beizuwohnen, erfüllte ihn tiefe Wehmut, denn er ahnte, er werde Dresden nicht wiedersehen. Und so


  1. S. Seite 111 von Dr. K. Barthels Bericht über die Höhere Bürger- und Mittlere Volksschule zu Blasewitz auf die Schuljahre 1905–1909.