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Gründer und Direktor der dortigen Forstakademie; am folgenden Tage besuchte er Kügelgen's, um aus einem Fenster ihrer in der Neustadt an der Hauptstraße jetzt 13 befindlichen Wohnung den Einzug des Kaisers Alexander I. von Rußland und des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen anzusehen. Trotz der Kürze seines Aufenthalts in Dresden versäumte G. es nicht, die Galerie zu besuchen und hier die Gemälde Ruisdaels eingehend zu besichtigen. Die Frucht dieses Studiums war der später veröffentlichte Aufsatz „Ruisdael als Dichter".

Da sich während des Sommers 1813 die politischen Verhältnisse Europas trotz der eingeleiteten Verhandlungen immer ungünstiger gestalteten, und der Krieg auszubrechen drohte, verließ G. am Anfange August Teplitz und reiste zunächst nach Dresden, wo er sich bis zum 11. desselben Monats aufhielt. Wahrscheinlich hat er bei der Ueberfülle an französischer Einquartierung während seines letzten Besuches in unserer Stadt wieder bei Herrn v. Burgsdorff auf der Seegasse jetzt 6 gewohnt, doch fehlt darüber eine sichere Angabe. Regen Verkehr unterhielt der Dichterfürst in Dresden mit dem damals hier anwesenden weimarischen Regierungsrat Peucer, der auf Spaziergängen und Geschäftswegen zu Händlern mit alten Büchern oder mit Altertumsgegenständen fast immer sein Begleiter war. Der Weimarische Staatsmann Wolfskeel, der G. hier traf, berichtete am 12. August seinem Herzog u. a.: „Herr Geh. Rat v. Göthe lebt hier blos in den Kunstschätzen dieser so reich damit versehenen Stadt. Daß er an Peucer's Arm am 10ten Abends – bei der Beleuchtung der Stadt zur Vor-Feier des Napoleontages – stundenlang der wogenden Menge in den Straßen folgte und Tags darauf den Frauenthurm 230 Stufen hoch bestieg, um die Sonne untergehen zu sehen, sind Beweise glücklich vollendeter Cur.“

G. kam nicht wieder nach Dresden. Zwar befindet sich hier kein Standbild des Dichterfürsten, da seine Beziehungen zu unserer Stadt bei weitem nicht so eng gewesen sind, wie die Schiller's; aber eine bleibende Erinnerung an Goethe birgt unsere Stadt doch. Rietschel hatte für unser im September 1869 abgebranntes Hoftheater die sitzenden Gestalten von Schiller und Goethe geschaffen. Da sie von dem Feuer verschont geblieben waren, wurden sie an dem neuen Opernhause zu beiden Seiten des leider verbauten Haupteingangs wieder aufgestellt. (Vergl. Woldemar v. Biedermann, Goethe und Dresden, Berlin 1875. – W. Freiherr v. Biedermann, Goethe in Dresden, Dresdner Geschichtsblätter 1892 Nr. 3, S. 33–41.)


Nr. 136. Werner, Abraham Gottlob, 1749, nach anderen 1750–1817, galt für den berühmtesten Mineralogen seiner Zeit, der auch eine neue Wissenschaft, die Gesteins- oder Erdschichtenkunde (Geognosie) begründete. Nachdem er auf der Freiberger Bergakademie von 1769–1771 Bergwissenschaft und dann noch in Leipzig Mineralogie studiert hatte, wurde er 1775 an der erstgenannten Bildungsstätte Inspektor und Lehrer der Bergkunde und Mineralogie. Letztere ist durch ihn außerordentlich gefördert worden. Da Verwandte von W. in Dresden lebten,