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der Umst. Beschreibung, Bd. I, Seite 254 berichtet, zu M's. Zeit die Wände der Zimmer mit Porzellan ausgelegt. Zu dem Grundstücke, das sich seit 1781 in des Grafen Besitze befand, erwarb er 1787 das unmittelbar dahinter liegende Gebäude Wilsdruffer Gasse, jetzt Wilsdruffer Straße 44 (O.-Nr. 650) hinzu, von dem freilich nicht feststeht, ob es von ihm selbst zu Wohnzwecken benutzt worden ist.


Nr. 125. Nicolai, Carl Heinrich, 1739–1823, machte sich in weiten Kreisen dadurch bekannt, daß er den ersten Wegweiser durch die Sächsische Schweiz herausgab. In äußerst bescheidenen Verhältnissen geboren, versuchte er sich nach seiner Schulzeit in verschiedenen Handwerken, aber in keinem fand er Befriedigung. Sein unermüdliches Streben nach einem höheren Ziele wurde endlich in seinem 19. Lebensjahre belohnt: er fand Aufnahme in einem Berliner Lehrerseminar. Nach seiner Ausbildung war N. zunächst an mehreren Orten als Lehrer tätig, dann kam er 1764 nach Dresden und eröffnete hier eine Privatschule. Dabei arbeitete er mit außerordentlichem Fleiße auch dann noch unermüdlich fort, als er 1784 an dem in der Friedrichstadt errichteten Freimaurerinstitut als Lehrer angestellt worden war. Da er bei seinen Studien namentlich die theologischen Fächer berücksichtigt hatte, wagte er es, ohne die Universität besucht zu haben, 1789 die theologische Prüfung abzulegen, die er auch bestand. Im Februar desselben Jahres berief man N. zunächst als Lehrer an das 1787 ebenfalls in der Friedrichstadt gegründete erste sächsische Lehrerseminar, mit dem eine Real- und eine Armenschule verbunden waren; drei Monate später übertrug man ihm die Leitung dieser Anstalten.

Sie trotz der geringen zur Verfügung stehenden Geldmittel möglichst zu fördern, hat er sich als Direktor dauernd angelegen sein lassen. Unter ihm wurde am Seminar der Lehr- und Beschäftigungsplan erweitert und die Unterweisung der Zöglinge im Seidenbau eingeführt. Dieser Unterrichtsgegenstand kam 1803 wieder in Wegfall. Bei der damals noch kleinen Zahl von Zöglingen mußten sie gemeinsam an den sämtlichen Unterrichtsstunden teilnehmen, die unter siebzehn Jahre alten Seminaristen – die Novizen – auch gewissen Lehrstunden in der oberen Knabenklasse der Realschule beiwohnen.

N. hatte seine Wohnung in der linken Hälfte des Obergeschosses vom Seminargebäude, das damals der „Prießnitzer“ Straße, seit 1840 Wachsbleichgasse, zugerechnet wurde und die Nummer 92 trug. Später erhielt das Gebäude auch einen Zugang von der Badergasse, seit 1840 Seminarstraße her, der ihm als einziger unter Nr. 11 geblieben ist. Das mit einem Türmchen gezierte, von Mai bis Oktober 1785 erbaute und am Reformationsfeste desselben Jahres eingeweihte Haus diente zunächst nur der im Juni 1784 eröffneten Friedrichstädter Real- und Armenschule; nachdem man aber 1786 einige weitere Lehrzimmer eingerichtet sowie den Ausbau und die notdürftige Ausstattung der im Dachgeschoß angelegten für die Seminaristen bestimmten Kammern beendet hatte, wurde 1787 das Seminar mit acht Zöglingen eröffnet. Das allmähliche Wachstum der Schülerzahl veranlaßte