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Freilich hat sich das Wohnhaus G's. seit 1888 sowohl in seinem Äußeren, als namentlich auch in seinem Inneren ganz wesentlich verändert. Es wurde mit dem Nachbargebäude, bis zu dem erwähnten Jahre Altmarkt 19, seitdem 12, unter der O.-Nr. 424 vereinigt. Die in beiden Häusern bisher vorhandenen Wohnungen beseitigte man und verwendete den dadurch gewonnenen Raum ausschließlich zu Geschäftszwecken. – In der oben beschriebenen Wohnung wäre G. jedenfalls auch gestorben, wenn ihn nicht die kriegerischen, zuletzt aber auch seine ungünstigen gesundheitlichen Verhältnisse genötigt hätten, zu seiner Tochter, der Witwe des Malers Kaaz, zu ziehen, die im Hause Rampische Gasse Nr. 668, jetzt Rampische Straße 14 (O.-Nr. 134) wohnte. Einige Monate vor seinem Tode schrieb der Meister einem Freunde in der Heimat u. a.: „Unsere Lage hier ist traurig, unaufhörlich Einquartierungen, Unruhe und Angst mit Gefahr, alles zu verlieren.“ Bei der größeren Zahl von Soldaten, die ihm zugeteilt worden waren, hatte er auch seine Künstlerwerkstatt hergeben und außer dem Hause schlafen müssen. Als der infolge seines hohen Alters sehr geschwächte und dem Erblinden nahe Meister im Mai 1813 ernstlich erkrankte, siedelte er zu seiner Tochter über, in deren Wohnung er einen Monat später starb.


Nr. 123. Schenau, Johann Eleazar, 1737–1806. Nach der Inschrift, die sich bis 1906 auf dem Grabdenkmal dieses früheren Direktors der hiesigen Kunstakademie befand, sollte er im Jahre 1740, nach verschiedenen Schriftstellern aber 1734 geboren sein; auf Grund der Großschönauer Taufregister ist als richtiges Geburtsjahr 1737 festgestellt worden, wie es auch Gustav Müller in seinem Buche „Vergessene und halbvergessene Künstler“ angibt. Eigentlich hieß der Maler Elias Zeißig, nannte sich aber später angeblich auf Wunsch seines Vaters nach seinem Geburtsorte Großschönau in der Oberlausitz Schenau. Als zwölfjähriger Knabe kam er nach Dresden, verdiente sich hier seinen Lebensunterhalt als Schreiber bei einem Rechtsanwalt, konnte aber schließlich seiner lebhaften Neigung für Malerei folgen und sich der Kunst widmen, nachdem ihn der Oberhofmaler und Direktor der hiesigen älteren Kunstakademie Louis Silvestre als Schüler angenommen hatte. Um sich unter seiner Leitung noch weiter auszubilden, folgte Sch. 1756 seinem Lehrer nach Paris, wohin dieser bereits 1748 zurückgegangen war, blieb dort eine längere Reihe von Jahren und erwarb sich den Ruf, ein tüchtiger Künstler zu sein. Im Februar 1770 nach Dresden zurügekehrt, übernahm er hier eine Lehrerstelle an der Kunstakademie, folgte drei Jahre später einem Rufe an die Meißner Porzellanfabrik als Obermaler und wirkte seit 1774 zunächst als Professor, seit 1777 als Direktor wieder an der Dresdner Akademie. Als solcher war er auch Leiter der öffentlichen Zeichenschule, für die er selbstgefertigte Vorlageblätter ohne Vergütung zur Verfügung stellen, sowie mit anderen Professoren Unterricht im Zeichnen nach Antiken und nach dem Modell erteilen mußte. Auch hatte er als Direktor die weitere Verpflichtung, in seiner Malerwerkstätte Schüler auszubilden und die 1767 eingeführten Kunstausstellungen der Akademie anzuordnen.