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namentlich das erstgenannte Werk schätzte und fleißig benutzte, unterließ es nicht, bei seiner Anwesenheit in Dresden vom 28.–30. Juli 1790 A. zu besuchen. Dieser setzte in unserer Stadt seine Sprachforschungen mit Eifer fort und schrieb hier auch sein letztes Werk, eine vierbändige allgemeine Sprachenkunde, deren Drucklegung noch in seinem Todesjahre begann. Dagegen sind seine in Dresden entstandenen Arbeiten zur sächsischen Geschichte nicht mehr zur Veröffentlichung gelangt. A. ist es hauptsächlich zu verdanken, daß die seit 1786 im Japanischen Palais untergebrachte und von ihm verwaltete Bibliothek für wissenschaftliche Zwecke der öffentlichen Benutzung freigegeben wurde. Bisher hatten nur Mitglieder der höchsten Behörden sowie einige Gelehrte und Künstler Bücher entleihen dürfen. – Es ist wohl sehr wahrscheinlich, daß A. die im Adreßbuche von 1797 angegebene Wohnung in dem Gebäude Große Klostergasse 9, jetzt 12 (O.-Nr. 322) schon vor diesem Jahre innegehabt hat. In diesem Hause ist er auch gestorben.


Nr. 121. Zingg, Adrian, 1734–1816. Obgleich Schweizer von Geburt, kann man diesen Meister im Zeichnen und Kupferstechen doch gewissermaßen als Sachsen bezeichnen, da von seinen 82 Lebensjahren 50 auf seinen Aufenthalt in Dresden entfallen. Nachdem er sich von 1759–1766 in Paris eine gründliche Ausbildung erworben hatte, erhielt er in dem letzterwähnten Jahre einen Ruf nach Dreden als kurfürstlicher Hofkupferstecher und als Lehrer der Kupferstecherkunst an der Kunstakademie. Daneben war Z. auch an der von ihm später in seinem Hause eingerichteten Zeichenschule tätig, in der er solche Knaben im Zeichnen und Tuschen unterrichtete, die eine gewisse Befähigung für die Kunst verrieten. Hatten sie eine bestimmte Stufe der Ausbildung erreicht, so durften sie gegen einen ihnen gewährten Monatsgehalt für ihren Lehrer arbeiten, wie Ludwig Richter in seinen „Lebenserinnerungen“ Seite 1 und 2 erzählt. Unter die von den Schülern gefertigten gelungenen Bilder pflegte Z. öfters seinen Namen zu setzen, und so mögen manche derselben als Arbeiten des Meisters in den Kunsthandel gekommen sein. Unter seinen Schülern war der tüchtigste Karl August Richter, der Vater Ludwig Richters.

Z's. Kunst wandte sich besonders der Landschaft zu, und darin hat er Vorzügliches geleistet. Die äußerst sauber durchgeführte Zeichnung wurde je nach Umständen in helleren und tieferen Tönen mit Sepia ausgetuscht und dadurch erzielte der Künstler herrliche Wirkungen. Seine Bilder bringen Darstellungen von Dresden und von vielen sächsischen Städten, Landschaften des Weißeritztales, des Erz- und des Lausitzer Gebirges, Nordböhmens, vor allem aber der sächsischen Schweiz, die Z., wie von ihm mit Recht gesagt worden ist, überhaupt erst künstlerisch entdeckt hat. Als Schweizer war ihm diese Bergwelt ganz besonders lieb. Er durchwanderte sie nach allen Richtungen und machte hier von den verschiedenen herrlichen Punkten zahlreiche Aufnahmen, die, zu Hause sorgfältig ausgeführt, immer willige Abnehmer fanden. Um seine beliebten Radierungen gut zu verkaufen, bezog der Künstler mit ihnen regelmäßig die Leipziger Ostermesse. Dies tat er auch, wie Ludwig