Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/105

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

oder drei Stücke allein zu blasen. – Am Nachmittag des zweiten Weihnachtstages stattete er mit seinem erwähnten Bruder im Schlosse den Abschiedsbesuch ab, den die Prinzen bald darauf im Lubomirski'schen Palais erwiderten. Am nächsten Morgen, den 27. Dezember, bereits früh 6 Uhr erfolgte F's. II. und seines Bruders Abreise nach Berlin, zu der der hiesige Rat 147 Pferde hatte stellen müssen. – War die Festung Dresden von ihrem ersten Eroberer, dem damaligen König von Preußen, auch verschont worden, so empfanden es doch ihre Bewohner überaus bitter, daß man ihnen für die elftägige Anwesenheit der preußischen Truppen eine Zahlung von 47 750 Taler Kriegsschatzung, 13 441 Tlr. 9 Gr. 8 Pf. für Geschenke, Küche, Kellerei usw. und 28 339 Tlr. 4 Gr. 2 Pf. für Tagegelder und Naturalverpflegung auferlegt hatte. (Vergl. Lindau, II. Bd., Seite 189, 302, 303.)

Bekanntlich eröffnete Friedrich der Große den siebenjährigen Krieg damit, daß er am 29. August 1756 seine Truppen in das ganz ungenügend vorbereitete Sachsen einrücken ließ, um sich möglichst schnell des ihm für seine Zwecke unentbehrlichen Landes zu bemächtigen. Es gelang ihm auch vollständig. Nachdem am 9. September das ganz von Truppen entblößte Dresden eine preußische Besatzung erhalten hatte, traf König F. am folgenden Tage ebenfalls hier ein und bezog für etwa drei Wochen das der Gräfin Mosczynska gehörige prachtvolle Palais, zuletzt bis zu seinem 1871 erfolgten Abbruche Mosczynskistraße 5. Gegen alle Behörden ging er sehr hart vor. So ließ er z. B. alle kurfürstlichen Kassen in Dresden wie im ganzen Lande mit Beschlag belegen, alle Kanzleien versiegeln und sämtliche 250 im Zeughause befindlichen Geschütze zu Schiffe nach Magdeburg bringen. Unter Anwendung von Gewalt verschaffte er sich Schriftstücke des Geh. Archivs, die im Schlosse in einem Zimmer der Kurfürstin Maria Josepha verborgen worden waren. Mit aller Entschiedenheit verweigerte sie den Eintritt und wich, trotz wiederholter Aufforderung, nicht von der Tür, vor die sie sich gestellt hatte. So schob man sie denn schließlich mit Gewalt zur Seite und gelangte in den Besitz der gewünschten Schriftstücke, die später als Grundlage einer Verteidigungsschrift benutzt wurden, durch welche der Einfall Fr. d. Gr. in Sachsen gerechtfertigt werden sollte.

Ende September verließ der König Dresden, um sich in Böhmen gegen die Österreicher zu wenden. Nachdem er sie am 1. Oktober bei Lobositz besiegt und dreizehn Tage später das kleine sächsische Heer trotz tapferster Gegenwehr am Lilienstein zur Waffenstreckung gezwungen hatte, kehrte er am 14. November nach Dresden zurück und nahm im Brühl'schen Palais, zuletzt Augustusstraße 3, seine Wohnung. Hier ist er, eine zehntägige Abwesenheit im Januar 1757 abgerechnet, während des ganzen Winters geblieben. Kurfürst Friedrich August II. hatte sich vor Ankunft seines Gegners ohne seine Gemahlin zu dem bevorstehenden polnischen Reichstage nach Warschau begeben.

Friedrich II., der sich jetzt als alleiniger Herr Kursachsens ansah, führte in der Residenz ein sehr strenges Regiment. Die Gehälter aller