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sich natürlich sehr lebhaft an allen von unserem Hofe veranstalteten Festlichkeiten und Besichtigungen.

Bei seinem ersten allerdings kurzen Besuche, den F. II. als König am 19. Januar 1742 in Dresden abstattete, hatte er Staatsangelegenheiten im Auge. Im Kriege gegen Maria Theresia wollte er sich die weitere Teilnahme des damaligen sächsischen Herrschers sichern; aber trotz der Wichtigkeit der Sache kam es zwischen den beiden Fürsten am Abend nur zu einer kurzen Vorbesprechung, die Friedrich August II. sofort abbrach, als ihm durch Brühl der Beginn der Oper gemeldet wurde. Da nach derselben noch Tafel und ein bis nachts 2 Uhr dauernder Ball stattfanden, gab es zu so später Stunde natürlich keine Zeit mehr, die begonnene Unterredung fortzusetzen, und so reiste König F. schon am nächsten Vormittag, nachdem er zuvor den Minister Brühl besucht hatte, von Dresden wieder ab, ohne, ungeachtet seines persönlichen Eingreifens, seinen Zweck zunächst erreicht zu haben. (Vergl. Lindau, II. Bd., Seite 348, 349.) – Während seines diesmaligen hiesigen Aufenthaltes waren dem preußischen Könige Gemächer in dem von 1586 bis 1591 errichteten Stallgebäude, jetzt Augustusstraße 1 (O.-Nr. 831, Museum Johanneum) überwiesen worden. Zu ihm gehörte nicht nur der für 128 Pferde bestimmte Reisigen-Stall an der genannten Straße, sondern auch der schöne Bau, dessen Hauptseite den Jüdenhof begrenzt und der 1729 im Inneren verschiedene bauliche Veränderungen erfuhr. Er enthielt nicht nur mehrere herrliche Säle, sondern auch eine größere Anzahl prachtvoll eingerichteter Zimmer für fürstliche Gäste. Nach einer erneuten Umgestaltung im Inneren diente das Stallgebäude von 1746 bis 1855 als Gemäldegalerie. In den Jahren 1872–1876 erfolgte der letzte große Umbau des Gebäudes, das jetzt zur Erinnerung an den König Johann den Namen Johanneum führt und in seinen Räumen das Historische Museum, die Porzellan- und Gefäßsammlung und auch die Gewehrgalerie birgt.

Es war am 18. Dezember 1745, drei Tage nach der Schlacht bei Kesselsdorf, als König F. II. mit seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm, in einem achtspännigen Wagen als Sieger in Dresden einzog. Seine Wohnung nahm er im ersten Obergeschoß des ehemals Flemming'schen, zuletzt Lubomirski'schen Palais an der Kreuzgasse, in dem er siebzehn Jahre früher einige herrliche Wochen verlebt hatte. Noch am Vormittage besuchte er im Schlosse die Prinzen und Prinzessinnen, deren Eltern jetzt in Prag weilten. Für den 19. Dezember, den letzten Adventssonntag, war vom König aus Anlaß des Sieges bei Kesselsdorf in der Kreuzkirche ein Dankgottesdienst angeordnet worden, dem er natürlich selbst beiwohnte. Der vom Stadtprediger gehaltenen Predigt folgte das unter Kanonendonner gesungene Te Deum.

Wie Fürstenau in seiner Geschichte der Musik und des Theaters (II. Teil, Seite 241) mitteilt, hielt F. II. während seiner diesmaligen Anwesenheit in Dresden an jedem Abende sein gewohntes Kammerkonzert ab. Dabei waren ein Streichquartett der Hofkapelle und als Sängerinnen die Faustina und die Bindi tätig, während Hasse am Flügel begleitete. Der König selbst pflegte auf seiner Flöte gewöhnlich zwei