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von Reibersdorf einen jähen Tod. Und im Jahre darauf schloß Alison, die letzte Blutsverwandte, die dem greisen Künstler geblieben war, ihre Augen zum ewigen Schlummer. Das brach Rayskis letzte Kraft.

Seitdem zog er sich von jedem menschlichen Verkehre zurück. Sogar das kleine Fenster seiner Wohnung, das nach dem Treppenhause hinaus ging, verdeckte er durch ein Bild mit der Darstellung eines scheußlichen Kerls, um jeden Ankömmling abzuschrecken. So waren die letzten Jahre richtige Einsiedlerjahre. Da er nach niemandem fragte, konnte er sich auch nicht wundern, daß niemand sich um ihn kümmerte. Verbittert, von den meisten verlassen und vergessen, starb er am 23. Oktober 1890. Es war sein 84. Geburtstag – recht eigentlich ein Geburtstag zum ewigen Leben.

Eine dem Künstler nahestehende Dame fand ihn bei einem Besuche sterbend vor und benachrichtigte seine Angehörigen. Nichten, die von auswärts herbeigeeilt waren, gaben seinen Tod durch die Zeitungen bekannt. Und jetzt erst erinnerte man sich auch in weiteren Kreisen des alten Sonderlings, dem man doch früher so manche anregende Stunde verdankt hatte. Eine illustre Trauergesellschaft, meist aus Angehörigen des hohen Adels bestehend, versammelte sich wenige Tage später da oben vier Treppen hoch zu einer einfachen Trauerfeier, um dann dem Verstorbenen das letzte Geleit zu geben. Darauf ging es hinaus nach dem Trinitatisfriedhofe. Hier fand der Künstler in demselben Grabe, in das vor ihm seine Mutter, seine beiden Brüder und seine Lieblingsschwester „Mimi“ gebettet worden waren, seine letzte Ruhestätte.

In der Kunstwelt war sein Name schon damals vergessen. Kein Nachruf wies auf seine große Bedeutung hin, keine Kunstzeitschrift erwähnte auch nur seinen Tod[1]. Und wiederum 16 Jahre mußten seitdem vergehen, ehe man erkannte, daß Rayski ein großer Künstler, ein Mensch von außerordentlicher Begabung gewesen ist. Sorge man dafür, daß sein Name nun nicht von neuem unverdienter Vergessenheit anheimfalle!


  1. In den standesamtlichen Registern ist er als „Privatmann“ aufgeführt.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/99&oldid=- (Version vom 21.2.2024)