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kein geeignetes Modell fand. Was mit dem Gemälde schließlich geworden ist, weiß ich nicht. Studien dazu (Faltenwurf, Hände – darunter die mit dem Palmzweige –) und ganze Entwürfe in Öl und Blei sind erhalten[1], gewähren aber kein zu einem Urteil genügendes Bild.

Ungefähr der gleichen Zeit (um 1870) gehört ein Bildnis des sächsischen Königs Johann (geboren 12. Dezember 1801, gestorben 29. Oktober 1873) an. Der Monarch ist im Alter von etwa 65 bis 70 Jahren dargestellt, Kniestück, stehend, in Generalsuniform, von vorn. Er hält den Kopf mit dem weißen Haar ein wenig nach rechts geneigt. Die rechte Hand stützt er auf einen Tisch, der mit Folianten bedeckt ist – eine Erinnerung an des Königs dichterische und gesetzgeberische Betätigung – , den linken Arm legt er auf den Rücken. Auch hier ist das Silber der Epauletten und des Säbelgurtes an den belichteten Stellen sehr stark aufgetragen. Wahrscheinlich hat der Künstler dieses Bildnis nicht im Auftrage des Porträtierten, sondern nur für sich gearbeitet; es fand sich unvollendet in seinem Nachlaß[2].

Die Reihe dieser Altersarbeiten beschließt ein Werk aus dem Jahre 1873: das Bildnis des Königl. sächs. Generals der Kavallerie, Reichsgrafen Franz zur Lippe (-Biesterfeld-Weißenfeld) (1820 – 1880)[3], das wir als das letzte von Rayski gemalte Porträt zu betrachten haben. Es ist Kniestück von vorn. Der General präsentiert sich in Uniform mit zahlreichen Orden. Er hält in seiner linken Hand den Helm, die rechte hat er auf den Säbelgriff aufgelegt. Es ist eine konventionelle, etwas bunte Arbeit, deren Wirkung jetzt durch den sehr stark aufgetragenen Firnis kaum erhöht wird. Daß der Künstler selbst diesem Werke eine gewisse Bedeutung beimaß, scheint mir aus der (in jener Zeit seltenen) vollen Signatur hervorzugehen, die auch noch einmal den Hundekopf zeigt.


Das Ende (1873 – 1890).

Über die letzten Lebensjahre des Künstlers ist wenig zu berichten. Er verbrachte diese Jahre meist wie ein Einsiedler.


  1. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  2. Im Besitze der Frau von Jena in Halle. Hoch etwa 1,295 m, breit 0,985 m.
  3. Im Besitze der Frau verw. General M. Gräfin zur Lippe, Exzellenz, in Dresden.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/96&oldid=- (Version vom 21.2.2024)